Bremen (epd). Der Bremer Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel hat sich gegen die Streichung eines Feiertages zur teilweisen Gegenfinanzierung der von Union und SPD geplanten Milliardenausgaben für Verteidigung und Infrastruktur ausgesprochen. „Zum einen ist es verkappter Sozialabbau, die Leute einen Tag mehr arbeiten zu lassen, zum anderen ist es der richtige Weg so grundsätzliche und zukunftsentscheidende Investitionen über Kredite zu tätigen“, sagte der einstige Direktor des Instituts Arbeit und Wirtschaft der Universität Bremen dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Zudem sei es nicht fair, für „langfristig notwendige Ausgaben kurzfristig den heute arbeitenden Generationen die Hauptlast aufzubürden“, betonte Hickel. Einige Ökonomen, darunter der Präsident des Münchner ifo Instituts, Clemens Fuest, sowie die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer, hatten in den vergangenen Tagen dafür plädiert, die Mehrbelastung durch die geplanten Sondervermögen durch die Streichung von mindestens einem Feiertag teilweise zu kompensieren. Nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft würde ein zusätzlicher Werktag dem Staat jährlich zusätzliche acht Milliarden Euro einbringen.
Hickel unterstrich, marode Infrastrukturen wie Brücken und Schienennetze, aber auch Schulen und andere Bildungseinrichtungen wieder zu ertüchtigen, seien entscheidende Voraussetzungen, um in Zukunft einerseits Wohlstand zu generieren und andererseits eine klimafreundliche Transformation der Wirtschaft realisieren zu können. „Kreditfinanzierung ist generationengerecht. Die Schulden, die wir heute aufnehmen, tragen, wenn wir dabei nachhaltige Ziele verfolgen, zu einer guten Zukunft für kommende Generationen bei“, unterstrich er.
Auf dem Infrastruktursektor sei in den zurückliegenden Jahrzehnten vieles regelrecht „kaputtgespart“ worden, die von Union und SPD geplante Kreditaufnahme von 500 Milliarden Euro für diesen Bereich sei eine „angemessene Größenordnung“, sagte Hickel. Auch die veranschlagten 400 Milliarden Euro für Rüstung zahlten letztlich auf eine „berechenbare wirtschaftliche Entwicklung“ in unsteten Zeiten ein. „Auch wenn meine Priorität bei den dringend notwendigen Infrastrukturausgaben liegt, halte ich das Sondervermögen für Verteidigung allein schon deshalb für notwendig, weil es zu geopolitischer Stabilität beitragen kann“, erläuterte Hickel.