Musikwissenschaftler: Rechtsrock bedroht unsere Demokratie

Musikwissenschaftler: Rechtsrock bedroht unsere Demokratie
13.03.2025
epd
epd-Gespräch: Alexander Lang

Mainz (epd). Der Mainzer Musikwissenschaftler Thorsten Hindrichs warnt vor den Gefahren, die von der rechtsextremen Musikszene ausgehen: Rechtsrock-Musikerinnen und -Musiker und deren Fans versuchten die freiheitlich-demokratische Grundordnung zu zerstören, sagte der 55-jährige Experte für Rechtsrock an der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zivilgesellschaft und Politik müssten Strategien entwickeln, um dies zu verhindern.

Rechtsrock-Musiker beförderten in ihren Texten das Bild von einer angeblich „überlegenen, weißen Rasse, die ein weißes Europa beschützen“ müsse, sagte Hindrichs. Dafür propagierten diese auch die Anwendung von Gewalt, etwa Angriffe auf Migranten, Minderheiten oder politische Gegner. Besonders lokale Medien müssten das „oft verharmloste oder nicht gesehene“ Problem des Rechtsrocks stärker thematisieren, forderte er.

Der Markt für rechtsextreme Musik wachse in Deutschland seit Jahren und sei der größte und einflussreichste weltweit, sagte Hindrichs. Diese werde von rechtsextremen Parteien und Organisationen unterstützt und sei mit der internationalen Neonazi-Szene bestens vernetzt. Rund 5.000 Personen gehörten der extremen Rechten in Deutschland an. Der Musikwissenschaftler Hindrichs engagiert sich seit Jahren in der politischen Bildungsarbeit gegen rechts, unter anderem im Beratungsnetzwerk gegen Rechtsextremismus des Landes Rheinland-Pfalz.

Unter der Bezeichnung „Rechtsrock“ gebe es eine große stilistische Bandbreite, die von Punk, Heavy Metal, Liedermacher bis zu „Ballermann-Party-Musik“ reiche, erläuterte Hindrichs. Gemein sei all diesen Musikformen das rechtsextreme Gedankengut. Mit Texten voller Hass und Hetze vergewissere sich die extreme Rechte in erster Linie ihrer selbst und ihrer Ideologie. Themen seien die Verherrlichung der NS-Zeit, eine menschenverachtende „Blut-und-Boden-Ideologie“, Antisemitismus sowie der rassistische Hass auf Migranten und die LGBTIQ-Community.

Mit Rechtsrock-Musik nähmen Rechtsextremisten über Musiklabels und -versand oder Konzerte höchstwahrscheinlich viele Millionen Euro ein. Auch zur AfD gebe es Verbindungen, so seien Rechtsrock-Musiker bei Parteiveranstaltungen aufgetreten.