Bündnis demonstriert für Frieden in Nahost

Zerstörte Häuser in Gaza
Abed Rahim Khatib/dpa
Dem Bündnis geht es nicht darum, "das Leid des einen gegen das Leid des anderen auszuspielen", sondern um einen gerechteren Frieden.
Friedensdemo in Köln
Bündnis demonstriert für Frieden in Nahost
Ein Tag, drei Städte: Ein Bündnis aus mehreren Organisationen hat in Köln, Nürnberg und Berlin für einen "gerechten Frieden in Palästina und Israel" demonstriert. Gemeinsam hielten sie zeitgleich eine Schweigeminute.

Mehrere Hundert Menschen haben am Samstag auf dem Kölner Heumarkt unter dem Motto "Für einen gerechten Frieden in Palästina und Israel" demonstriert. Auf Transparenten forderten sie "Bring them home now", "Humanitäres Völkerrecht schützen", "Freiheit für Palästina" und "Wer den Frieden will, bereitet den Frieden vor".

Aufgerufen hatten unter anderem Pax Christi, Medico International, die GEW Köln, die Queeramnesty Gruppe NRW, das Forum Ziviler Friedensdienst, das Netzwerk Friedenskooperative, IPPNW Köln sowie Partnerschaftsvereine. Parallel zu der Kundgebung in Köln fanden weitere in Berlin und Nürnberg statt. Versammlungsleiter Uwe Trieschmann las zu Beginn der Veranstaltung in Köln die Auflagen der Polizei vor: Antisemitische Äußerungen und Leugnen des Existenzrechts des Staates Israel seien selbstverständlich verboten.

Trieschmann ergänzte die Auflagen um Wünsche der Veranstalter: "Es ist nicht erlaubt, zu Hass und Gewalt gegen Palästina aufzurufen und das Recht auf einen eigenen Staat der Palästinenser zu leugnen. Auch die Vertreibung der Palästinenser zu fordern, ist verboten." Moderatorin Susanne Luithlen formulierte einen Leitgedanken des Nachmittags als "den Schmerz des anderen verstehen". Sie sprach von einer "prekären Waffenruhe", die derzeit im Gaza-Streifen herrsche. "Wir stehen hier im Namen der Mitmenschlichkeit", sagte Luithlen.

Versammlungsleiter Trieschmann betonte zudem, dass es nicht darum gehe, "das Leid des einen gegen das Leid des anderen auszuspielen". Abed Schokry hat bis vor kurzem im Gaza-Streifen gelebt und berichtete von den Entbehrungen, denen er, seine Frau und seine drei Kinder bis zu ihrer Flucht ausgesetzt waren, bis ihm dank finanzieller Hilfe auch von Freunden aus Deutschland mit seiner Familie die Flucht nach Bonn gelang.

Von 2,2 Millionen Menschen sind 140.000 tot

"Wir haben 470 Tage Bombardement hinter uns." Im Gaza-Streifen herrsche unmenschliches Leid. Auf einem schmalen Streifen zwischen Köln und Düsseldorf mit einer Fläche so groß wie Bremen lebten im Gaza-Streifen 2,2 Millionen Menschen, von denen 140.000 bei den jüngsten kriegerischen Auseinandersetzungen ums Leben gekommen seien. "70 Prozent davon Frauen und Kinder", sagte Schokry. Und niemand wisse, wie viele Menschen noch tot unter den Trümmern lägen.

Nachdem die Israelis auf Flugblättern dazu aufgerufen hätten, in den "sicheren Süden" des Gaza-Streifens zu gehen, sei seine Familie dem nachgekommen, betonte Schokry. "Dort haben wir mit 30 Leuten in einer Zweizimmerwohnung gelebt. Mit einer Toilette." Nach zwei Wochen seien die Strom- und Wasserversorgung zusammengebrochen. Auch der Kauf von Lebensmitteln sei teils unmöglich, teils unerschwinglich teuer gewesen. "Wenn es beim Bäcker mal Brot gab, haben wir unter Raketenbeschuss in der Schlange gestanden."

Schokry erklärte, dass er auf jeden Fall wieder zurück in den Gaza-Streifen gehen wolle, um beim Wiederaufbau "unserer Heimat" zu helfen. Und den Plänen Donald Trumps, aus dem Gaza-Streifen ein Ferienparadies zu machen, erteilte er eine klare Absage: "Man kann ein Haus kaufen, aber keine Heimat." Mit einer Videobotschaft wandte sich der Musiker Michael Barenboim an die Demonstranten.

Unabhängiger Palästinenserstaat gefordert

Er forderte nachdrücklich einen unabhängigen Palästinenserstaat. Und zitierte zum Schluss den römischen Philosophen und Schriftsteller Seneca: "Ein Frieden ohne Gerechtigkeit ist Sklaverei." Zahlreiche weitere Rednerinnen und Redner forderten Frieden in Israel und Palästina. Der Pianist Aeham Ahmad, der aus Damaskus nach Deutschland flüchten konnte, begleitete die Veranstaltung musikalisch.

Bei der Kundgebung in Nürnberg am Lorenzer Platz waren laut den Veranstaltern rund 300 Menschen zusammengekommen, die Polizei sprach von 150 Personen. Von der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg und der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Mittelfranken waren mehrere Personen für eine stille Gegendemonstration vor Ort. In Berlin hätten wiederum rund 2.000 Menschen teilgenommen. Gemeinsam hielten die Teilnehmenden an den drei Standorten eine Schweigeminute.