Berlin (epd). Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat vor einem Rückfall in Rollenbilder gewarnt, die Frauen benachteiligen. In den vergangenen Jahrzehnten habe es Fortschritte und Grund zu Optimismus beim Thema Gleichberechtigung gegeben, sagte Steinmeier bei einer Veranstaltung zum Internationalen Frauentag am Freitag in Berlin. Statt der Frage, ob es Gleichstellung überhaupt brauche, hätten sich Politik und Gesellschaft mit der Frage beschäftigt, wie sie gelinge, sagte er und ergänzte: „Ich fürchte, diese Lage ändert sich gerade fundamental.“
Populistische Parteien erweckten den Eindruck, „Gleichstellung sei eine fixe Idee progressiver Kräfte“, beklagte Steinmeier. Große Tech-Unternehmen, die lange stolz auf ihre Modernität gewesen seien, stellten auf das politische Kommando einer neuen amerikanischen Administration hin Diversitätsprogramme ein und schwärmten von einer neuen „maskulinen Energie“ in Unternehmen und Gesellschaft.
Bei der Suche nach Lösungen in einer komplexeren Welt suchten viele Männer, gerade auch jüngere, verstärkt Halt in traditionellen Rollenbildern und wählten häufiger als Frauen Parteien, „die mit Versprechen aus einer angeblich besseren Vergangenheit locken“, sagte Steinmeier. Gleichzeitig sagte er: „Wir erleben, wie auch bei uns die Frauenfeindlichkeit steigt, besonders im Netz.“ Immer häufiger wählten Frauen als Konsequenz den Rückzug. Bürgermeisterinnen träten zurück, Abgeordnete legten ihr Mandat nieder.
Steinmeier beklagte auch den gesunkenen Anteil von Frauen im neu gewählten Bundestag. Er liegt nun knapp unter einem Drittel (32,4 Prozent). Frauen hätten im neuen Bundestag rechnerisch keine Sperrminorität mehr, sagte Steinmeier. Gleichstellung sei kein „Luxusproblem“, sondern stärke Wirtschaft, Unternehmen, Beschäftigung und Sozialstaat. Sie gehöre zum Fundament der Demokratie. „Wenn unsere Demokratie ein Frauenproblem hat, dann hat unser Land ein Demokratieproblem“, sagte der Bundespräsident