Berlin (epd). Drogenkonsumräume können laut einer Studie Leben retten und Infektionen verhindern. Das geht aus der ersten bundesweiten Erhebung zur Nutzung dieser Einrichtungen hervor, wie die Deutsche Aidshilfe am Dienstag in Berlin mitteilte. Im Jahr 2023 wurden in den Konsumräumen 650 Drogennotfälle bewältigt. „Anders als auf der Straße endete aufgrund der professionellen Hilfe in solchen Einrichtungen keiner tödlich“, hieß es.
Insgesamt fanden in den geschützten Räumen demnach mehr als 650.000 Konsumvorgänge statt, darunter 230.000 Injektionen. „Da in diesen Einrichtungen für jeden einzelnen Konsum sterile Spritzen und Utensilien ausgegeben werden, wird die Übertragung von HIV oder Hepatitis komplett verhindert“, so die Aidshilfe.
Doch die Erhebung zeige auch, „dass wir dringend mehr dieser Einrichtungen brauchen - in allen Bundesländern und mit längeren Öffnungszeiten“, sagte Sven Warminsky vom Vorstand der Deutschen Aidshilfe. Die Untersuchung wurde von der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht, der Bundesarbeitsgemeinschaft Drogenkonsumräume und der Deutschen Aidshilfe vorgelegt. An der Umfrage beteiligten sich 29 der 32 Drogenkonsumräume in Deutschland. Insgesamt nutzten im Jahr 2023 rund 18.500 Menschen deren Angebote, hieß es.
Außerhalb der Einrichtungen sehe die Realität anders aus: 2.277 drogenbedingte Todesfälle registrierte das Bundeskriminalamt 2023. Das waren mehr als doppelt so viele wie zehn Jahre zuvor und so viele wie nie zuvor. Die Zahl der HIV-Neuinfektionen unter Drogenkonsumentinnen und -konsumenten steige seit 2010.
Derzeit gibt es den Angaben zufolge Drogenkonsumräume nur in 8 der 16 Bundesländer. Neben dem sicheren Konsum böten sie zudem einen wichtigen Zugang zu Hilfsangeboten. 52.000 Beratungen fanden hier 2023 statt, oft mit Weitervermittlung in die Substitutionsbehandlung, Entgiftung oder andere Therapien. „Drogenkonsumräume sind eine Brücke in das Hilfesystem und tragen dazu bei, die gefährlichen Folgen von Abhängigkeitserkrankungen zu minimieren, bis hin zum Ausstieg aus der Sucht“, erklärte Dirk Schäffer, Referent für Drogen und Strafvollzug der Deutschen Aidshilfe.