Nürnberg (epd). Das Fairhandelsunternehmen Gepa will die Prinzipien des fairen Handels mehr in die Supermarktregale bringen. Die Weltläden seien „das Herz und das Rückgrat“ des fairen Handels, sagte Gepa-Vorstand Peter Schaumberger dem Evangelischen Pressedienst (epd) anlässlich der Messe Biofach in Nürnberg. Man müsse aber mit den fair gehandelten Produkten „zu den Leuten kommen“. Das Ziel sei nicht einfach zu erreichen, denn vier große Lebensmittelunternehmen diktierten in einer „Handelsschlacht“ in deutschen Supermärkten, was in den Regalen stehe.
Zwar böten auch die Discounter inzwischen mehr Waren aus fairem Handel an. Aber der Begriff „Fair“ sei anders als „Bio“ nicht gesetzlich geschützt. Die Zertifizierungsanforderungen für faire Produkte seien im Laufe der Zeit heruntergeschraubt worden, sagte Schaumberger. Große Röstereien und Discounter würden auf niedrigerem Niveau in den Markt einsteigen. „Das finde ich nicht per se böse, denn es erschließt dem Markt weitere Konsumentenschichten“, sagte der Gepa-Vorstand.
Sein Unternehmen, das in diesem Jahr sein 50. Jubiläum feiert, wolle aber „das Optimum“. Dazu gehörten Mindestpreise für den Kaffeebauer und eine komplette Rückverfolgung, langfristige Kontrakte und eine Vorauszahlung der Ware bei der Bestellung.
Für die Gepa sei es wichtig, mit dem Ansatz voranzugehen, allen am Produkt Beteiligten ein würdevolles Leben zu ermöglichen. „Das ist ein Auftrag, den wir von unseren Gesellschaftern haben: Wir wollen zeigen, dass fairer Handel wirtschaftlich funktioniert.“ Zu den Gesellschaftern gehören unter anderem die kirchlichen Hilfswerke „Brot für die Welt“ und Misereor, die Arbeitsgemeinschaft Evangelische Jugend und die Sternsinger.
Sorgen bereitet dem gelernten Öko-Landwirt die Situation von Bauern im Globalen Süden, die von der Klimakrise betroffen seien. Manche Parzelle eines Kleinbauern sei wegen der gestiegenen Temperaturen schon heute nicht mehr für den Kaffeeanbau geeignet. Kritik übte Schaumberger aber auch an einem „Neokolonialismus“, den China vor allem in Afrika betreibe. Die Großmacht kaufe nicht nur Land, um an Erze zu kommen, sondern auch Boden als „agrarischen Rohstoff“.