Soziologe sieht Parallelen zwischen Ostdeutschen und Migranten

Soziologe sieht Parallelen zwischen Ostdeutschen und Migranten

Berlin (epd). Der Soziologe Steffen Mau sieht Parallelen im Verhalten von Ostdeutschen und Migranten. In dem stärker werdenden Oststolz bei vielen Ostdeutschen sehe er eine Form der Kulturalisierung, „wie wir sie in migrantischen Communities auch sehen“, sagte der Sozialwissenschaftler dem „Tagesspiegel“ (Sonntag/Online).

In der ersten Generation gebe es immer den Versuch, möglichst unauffällig zu sein. In der zweiten und dritten Generation folge dann eine größere Zugehörigkeitssicherheit, da werde die Herkunft auf unterschiedlichste Art und Weise thematisiert, so Mau: „Da gibt es das gesamte Spektrum, von einem hohen Reflexionsvermögen, bis zu einer relativ einseitigen Übernahme von kulturellen Tradierungen oder sogar autoritären Haltungen.“

Lange Zeit hätten Ostdeutsche ihre Zugehörigkeit ein Stück weit versteckt. „Angela Merkel ist das prominenteste Beispiel“, sagte der Soziologe von der Berliner Humboldt-Universität. Heute gingen die Leute offensiver damit um.

Dabei sei dahingestellt, ob das Stolz, Trotz oder einfach nur Rückbesinnung auf Herkunft und Biografie ist: „Aber es gibt natürlich auch Oststolz in dem Sinne, dass an die Ostherkunft eine Art von Überlegenheit geknüpft wird. Wenn etwa 'Ost Ost Ostdeutschland' in ostdeutschen Stadien gerufen wird“, sagte Mau.

Es gebe nicht eine ostdeutsche Identität. „Es gibt Ost-Identität nur im Plural“, sagte Mau: „Das wird verhandelt auf Theaterbühnen, in der Literatur, bei Stiftungen, im öffentlichen Rundfunk, aber natürlich auch in Fußballstadien und auf Demonstrationen.“