Mit einem Appell zu mehr Verantwortungsbewusstsein in Politik und Gesellschaft ist am Mittwochabend der 98. Deutsche Katholikentag in Mannheim eröffnet worden. Die Kirche gehöre zu den Menschen und den Entwicklungen der Gesellschaft, sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, bei der zentralen Auftaktveranstaltung auf dem Mannheimer Marktplatz. Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), fügte hinzu, es werde immer unverantwortlicher, auf Kosten künftiger Generationen und der Menschen in anderen Teilen der Erde zu leben. Glück: "Wir müssen dem Fortschritt eine neue Richtung, eine neue Qualität geben." An der Eröffnungsfeier nahmen nach Angaben der Veranstalter rund 15.000 Menschen teil.
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Papst Benedikt XVI. ermutigte die Teilnehmer des Katholikentages zum Vertrauen in Gott. "Wer sich von Gott angeredet weiß und aus diesem Dialog mit Gott heraus sein Leben gestaltet, überwindet Enge und Ängstlichkeit", heißt es in einem auf der Eröffnungsfeier von Erzbischof Jean-Claude Périsset, dem Apostolischen Nuntius in Deutschland, verlesenen Grußwort. Nur eine Menschheit, in der die "Zivilisation der Liebe" herrsche, werde sich eines wahren und bleibenden Friedens erfreuen können. Das katholische Kirchenoberhaupt forderte zudem einen neuen missionarischen und apostolischen Aufbruch.
Mehr als 50.000 Besucher erwartet
Bis Sonntag werden unter dem Motto "Einen neuen Aufbruch wagen" mehr als 50.000 Besucher zu dem Christentreffen in der Rhein-Neckar-Großstadt erwartet. Auch hochrangige Politiker haben ihr Kommen angekündigt, darunter Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Vorbereitet sind mehr als 1.200 Veranstaltungen mit fast 2.000 Referenten an 76 Veranstaltungsorten. Veranstalter der Katholikentage ist seit mehr als 160 Jahren das Zentralkomitee der deutschen Katholiken, die Organisation der katholischen Laien.
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Der Präsident des Hamburger evangelischen Kirchentages 2013, der Trierer Verfassungsrichter Gerhard Robbers, äußerte sich zuversichtlich zum Dialog der beiden großen Kirchen. "Ökumene funktioniert", sagte Robbers bei der Auftaktfeier. Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) erwartet vom Mannheimer Katholikentag wichtige politische Anstöße für Kirche und Gesellschaft. "Wenn Katholiken- oder auch Kirchentage nicht mehr politisch sind, dann haben sie sich überlebt", sagte der Regierungschef bei einem Empfang von Landesregierung und Stadt Mannheim.
Orientierung in den Krisen der Zeit
ZdK-Präsident Alois Glück erklärte, der Katholikentag solle Orientierung geben "in der Unübersichtlichkeit der vielen Entwicklungen und Krisen dieser Zeit", sagte . Vieles deute darauf hin, "dass wir in einer Phase wichtiger Weichenstellungen leben". In Gesellschaft, Staat und Kirche verdichteten sich langjährige Entwicklungen immer mehr zu einem drängenden Handlungsbedarf. Glück: "In Kirche und Politik geht es um Entscheidungen, die Langzeitwirkungen haben. Nichtentscheiden hat dabei dieselbe Eigendynamik."
Zollitsch sagte, Ziel des Christentreffens sei es, "im gemeinsamen Dialog Antworten aus dem Glauben zu finden – auf die Fragen, die sich in Politik und Wirtschaft, in Wissenschaft und Gesellschaft stellen". Der Erzbischof begrüßte auch die zahlreichen internationalen Gäste des Katholikentages. Die Erfahrung zeige, dass eine Stadt dort menschlich und gastfreundlich werde, "wo die Kirche und die Botschaft des Evangeliums mitten im Herzen der Stadt ihren Ort haben".
Eine offene Debatte in der katholischen Kirche forderten Reformgruppen. Der Sprecher der Bewegung "Wir sind Kirche", Christian Weisner, sagte im Südwestrundfunk (SWR), der Missbrauchsskandal werde bisher nicht wirklich aufgearbeitet und drängende Fragen würden nicht offen diskutiert. Vor einem Jahr sei ein Gesprächsprozess angestoßen worden, "aber die Bischöfe haben da noch nicht richtig mitgezogen. Das belastet den Katholikentag".