Köln (epd). Von Arbeitslosigkeit sind in Deutschland laut einer Studie Fachkräfte mit einer Berufsausbildung bislang am wenigsten betroffen. So sank trotz der Corona-Pandemie und des Ausbruchs des Ukraine-Krieges die Arbeitslosigkeit bei ausgebildeten Fachkräften im Zeitraum von November 2019 bis November 2024 um 3,8 Prozent, wie das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln am Freitag mitteilte. Im gleichen Zeitraum stieg die Arbeitslosigkeit hingegen bei Hochqualifizierten mit beruflicher Fortbildung oder Hochschulabschluss um fast 49 und bei Geringqualifizierten - etwa Helfern ohne Berufsabschluss - um 43 Prozent.
Der Grund: Unternehmen können viele Stellen nicht besetzen, weil es nicht genügend Nachwuchs bei Fachkräften gibt - bei Hochqualifizierten hingegen reichlich. Die unterschiedliche Entwicklung bei den Anforderungsniveaus könnte laut der Studie darauf zurückzuführen sein, dass mehr Hoch- und Geringqualifizierte dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und dementsprechend ihr Anteil in der Bevölkerung gestiegen ist. Bei den Fachkräften herrsche dagegen ein Mangel.
Für die Untersuchung hatten die Wissenschaftler den Zeitraum von 2014 bis 2024 untersucht. Von November 2014 bis November 2019 sank die Zahl der Arbeitslosen kontinuierlich um 19,8 Prozent von 2,7 auf 2,2 Millionen - den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung. Bei Fachkräften sank sie um 26,3 Prozent, während sie bei Hoch- und Geringqualifizierten mit 13,3 beziehungsweise 15,8 Prozent etwa halb so stark zurückging.
In die zweite Hälfte des Betrachtungszeitraums fielen zwei große Krisen. Mit Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland ab März 2020 schnellten die Arbeitslosenzahlen bis auf fast 3 Millionen (August 2020). Noch während des Infektionsgeschehens ging die Arbeitslosigkeit wieder stark zurück, bis auf ein Zwischentief von 2,3 Millionen im November 2021. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine ab Februar 2022 löste eine erneute Trendwende aus: Seit September 2022 steigen die Arbeitslosenzahlen kontinuierlich an. Von November 2021 bis November 2024 waren es insgesamt 19,7 Prozent.
Für die Studie hatten die Autoren die IW-Fachkräftedatenbank ausgewertet, die auf Daten der Bundesagentur für Arbeit basiert.