Santiago, Quito (epd). Trotz einer gravierenden Krise geht Ecuadors Staatschef Daniel Noboa als Favorit in die Präsidentschaftswahlen am Sonntag. Umfragen zufolge hat der konservative Unternehmersohn seinen Vorsprung zu seiner stärksten Konkurrentin, der Mitte-Links-Kandidatin Luisa González, ausgebaut. González steht dem früheren linkspopulistischen Präsidenten Rafael Correa (2007-2017) nahe. In Ecuador verbreiten Drogenkartelle seit mehreren Jahren Gewalt und Schrecken, wichtigstes Wahlkampfthema ist entsprechend die Sicherheitslage.
Knapp 14 Millionen Stimmberechtigte sind bei obligatorischer Wahlteilnahme dazu aufgerufen, das Staatsoberhaupt, die beiden Parlamentskammern des Landes sowie die der Provinzen neu zu bestimmen. Für das oberste Amt im Staat stellen sich 16 Frauen und Männer zur Wahl. Chancen werden jedoch nur Noboa und Gonzáles ausgerechnet. Noboa könnte die Abstimmung bereits in der ersten Runde für sich entscheiden. Dazu braucht er mehr als 50 Prozent der Stimmen oder einen Abstand zur Zweitplatzierten von über zehn Prozent. Eine Stichwahl fände am 13. April statt.
Der 37-jährige Noboa wurde 2023 überraschend zum Präsidenten gewählt, nachdem sein Vorgänger, der Konservative Guillermo Lasso, einem Abwahlverfahren zuvorgekommen war und das Parlament auflösen ließ. Noboas Wahl war nur für eineinhalb Jahre bis zum Ende der Legislaturperiode. Sein Vater, Bananenmagnat Alvaro Noboa, ist einer der reichsten Männer des Landes. Die Wahl war vom Mord an Präsidentschaftsbewerber Fernando Villavicencio vom Mitte-Links-Bündnis Construye überschattet.
Noboa geht mit Hilfe des Militärs und nächtlichen Ausgangssperren gegen Drogenbanden vor, die Ecuador als Exporthafen für die Verschiffung von Kokain nach Europa und in die Vereinigten Staaten nutzen. Wahlveranstaltungen finden unter Militärschutz statt, die Grenzen zu den Nachbarländern hat Noboa schließen lassen. Durch sein hartes Vorgehen genießt Noboa große Beliebtheit in der Bevölkerung. Die Mordrate ging von 46 Toten pro 100.000 Einwohner 2023 auf 39 im Jahr 2024 zurück, liegt aber weiter beim zehnfachen Wert des Nachbarlands Peru. Zugleich kritisieren Menschenrechtsorganisationen Gewaltexzesse der Sicherheitskräfte.
Die linke Kandidatin González verspricht eine Reform des als korrupt geltenden Justizsystems und möchte das Land zurück zur wirtschaftlichen Stabilität der Amtszeit von Ex-Präsident Correa führen. Dazu gehört unter anderem auch ein massiver Ausbau des Sozialstaats.