Eltern: Politik soll Kinderarmut bekämpfen

Kinder bekommen ein Mittagessen in der Arche in Berliner Hellersdorf.
epd-bild/Christian Ditsch
Kinder bekommen ein Mittagessen in der Arche im Berliner Bezirk Hellersdorf (Foto vom 18.06.2022).
Arme Kinder Deutschlands?
Eltern: Politik soll Kinderarmut bekämpfen
Eine große Mehrheit der Eltern in Deutschland wünscht sich laut Umfrage mehr Aufmerksamkeit der Politik für das Thema Kinderarmut. Der Gründer des christlichen Hilfswerks "Die Arche", Bernd Siggelkow, wirft der Politik sogar Versagen vor.

88 Prozent stimmten in einer am Mittwoch veröffentlichten Erhebung für "Save the Children" der Aussage zu, dass es sich um ein "drängendes Problem" handele, das die nächste Bundesregierung "vorrangig angehen sollte".
In der Umfrage des Meinungsforschungsunternehmens Forsa für die Organisation wurden die Eltern auch zur finanziellen Lage ihrer Familie befragt. Dabei äußerten 15 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer die große oder sehr große Sorge, dass sie dieses Jahr "aus finanziellen Gründen die Grundbedürfnisse ihrer Familie nicht oder nicht mehr ausreichend decken können".

29 Prozent gaben an, sie machten sich darüber "weniger große" Sorgen, gut die Hälfte (56 Prozent) äußerte keine Sorgen. Bei Eltern mit einem Haushaltseinkommen unter 3.000 Euro netto im Monat waren die finanziellen Sorgen deutlich verbreiteter als in höheren Einkommensgruppen.
"Save the Children" forderte die Parteien auf, ihre Konzepte zur Bekämpfung von Kinderarmut klar darzulegen und nach der Bundestagswahl "mit Hochdruck" an Lösungen zu arbeiten. Nötig seien "nachhaltige, gesamtheitliche und zielgenaue Maßnahmen".

Für die Erhebung hatte Forsa im Auftrag von "Save the children" im Dezember und Januar 1.005 Eltern von Kindern unter 18 Jahren telefonisch befragt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden den Angaben zufolge mit einem systematischen Zufallsverfahren ausgewählt.

Der Gründer des christlichen Hilfswerks "Die Arche", Bernd Siggelkow, wirft der Politik sogar ein Versagen im Kampf gegen die Kinderarmut in Deutschland vor. "Seit 30 Jahren kämpft die Arche gegen Kinderarmut. Seither stolpern wir von einer Krise zur anderen", sagte er der "Rheinischen Post" in Düsseldorf (Mittwoch). Laut Siggelkow werden Menschen, die von Armut betroffen sind, "sozusagen zum Bodensatz der Gesellschaft".

Armut und Asylpolitik hängen zusammen

Mit Blick auf den Wahlkampf kritisierte der Pastor und Sozialarbeiter, dass zum Thema Kinderarmut nichts gesagt werde, "während man die Asylpolitik zum Wahlkampfthema macht und gar nicht merkt, wie das eine mit dem anderen zusammenhängt. Es kann nicht sein, dass wir Menschen ins Land lassen und das Versprechen, ihnen Sicherheit und Zukunft zu bieten, gar nicht einhalten."

Das christliche Kinder- und Jugendwerk "Die Arche" hatte seine Arbeit 1995 in Berlin auf Initiative von Bernd Siggelkow begonnen. Mittlerweile ist es nach eigenen Angaben an mehr als 30 Standorten in Deutschland aktiv und erreicht mit seinen Angeboten über 6.000 Kinder und Jugendliche. Ableger gibt es zudem in der Schweiz und in Polen.