DIW-Forscher für Pflege-Bürgerversicherung und Umbau bei Rente

DIW-Forscher für Pflege-Bürgerversicherung und Umbau bei Rente

Berlin (epd). Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) hält tiefgreifende Reformen der Pflege- und Rentenversicherung für nötig. „Die Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung sollten ausgebaut werden und auch die Qualität und das Angebot in der Pflege verbessert werden“, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Aufsatz der DIW-Forscher Johannes Geyer und Peter Haan. Zur Finanzierung könnte eine Bürgerversicherung eingeführt werden, in die alle einzahlen.

Geyer und Haan führen an, dass Menschen mit hohem Einkommen im Durchschnitt „deutlich mehr Lebensjahre ohne Pflegebedarf verbringen“ als Menschen mit niedrigem Einkommen. Gleichzeitig würden Geringverdienerinnen und -verdiener durch die privat zu finanzierenden Pflegekosten - etwa die Eigenanteile für Pflegeheimplätze - besonders belastet. „Die bestehenden sozialen Sicherungssysteme gleichen diese ungleichen Belastungen nur teilweise aus“, schreiben die Forscher.

Eine Lösung könne sein, dass „private Zuzahlungen stärker vom verfügbaren Einkommen abhängig gemacht werden“, heißt es in dem Aufsatz. Denkbar sei zudem das Zusammenführen von gesetzlicher und privater Pflegeversicherung in eine einheitliche Bürgerversicherung, „da das Pflegerisiko bei privat Versicherten deutlich geringer ist als bei gesetzlich Versicherten und das Einkommen der privat versicherten Personen deutlich über dem Einkommen der Sozialversicherten liegt“.

Bei der Rente halten die Forscher eine Abkehr vom sogenannten Äquivalenzprinzip für diskussionswürdig. Dieses Prinzip besagt, dass Menschen, die mehr und länger Rentenbeiträge zahlen, später eine höhere Rente bekommen. Die Wirtschaftswissenschaftler weisen darauf hin, dass es abhängig vom Einkommen „deutliche Unterschiede in der Lebenserwartung“ gibt - wer mehr verdient, lebt statistisch gesehen länger und bekommt damit länger Rente.

„Argumente gegen die Aufwertung niedriger Rentenansprüche zur Bekämpfung von Altersarmut oder zur Anerkennung der beruflichen Lebensleistung sind daher wenig überzeugend“, finden Geyer und Haan. Vorstellbar sei auch eine neue Rentenformel, „die das Rentenniveau für Personen mit niedrigen Renten stabilisiert, für Personen mit höheren Renten aber eine Kürzung zulässt“.