Santiago de Chile, Buenos Aires (epd). In Argentinien haben am Samstagnachmittag Hunderttausende Menschen gegen die LGBTQ-feindliche Politik der rechtsliberalen Regierung unter Präsident Javier Milei demonstriert. Unter dem Motto „gegen Faschismus und Rassismus“ versammelten sich nach Angaben der Veranstalter allein in Buenos Aires mehr 600.000 Menschen, begleitet von Musikwagen, bunten Farben und Protestplakaten. Die Stadtpolizei bezifferte die Teilnehmerzahl auf 140.000 Personen.
Laut der Zeitung „El Diarioar“ fanden zudem über 130 weitere Demonstrationen im Landesinneren statt. Maria Olivier, Sekretärin der Homosexuellen Gemeinschaft Argentiniens (CHA), sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd): „Wir haben der Regierung und den Mächtigen des Landes gesagt: Hört auf, die Menschen zu beleidigen.“
Sicherheitsministerin Patricia Bullrich kritisierte die Demonstration in einem Instagram-Post als „weiteren Marsch der militanten Gruppen, die das funktionierende und fortschrittliche Argentinien verachten“.
Zu den Demonstrationen hatten Organisationen aus der LGBTQ-Gemeinschaft, Gewerkschaften und Oppositionsparteien aufgerufen, nachdem Präsident Milei in einer Rede beim Weltwirtschaftsforum in Davos im Januar homosexuelle Paare unter anderem als pädophil bezeichnet hatte. Gleichzeitig wurde bekannt, dass die argentinische Regierung plant, Genderquoten abzuschaffen und die Möglichkeit zu streichen, in Ausweisdokumenten ein drittes, nicht-binäres Geschlecht anzugeben.
Als Reaktion auf die scharfe Kritik an Mileis Äußerungen relativierte Regierungssprecher Manuel Adorni wenige Tage vor der Demonstration die Aussagen des Präsidenten. Man habe ihn missverstanden - seine Worte hätten sich lediglich gegen diejenigen gerichtet, die „mit dem Feminismus Privilegien verteidigten“, sagte Adorni.
In Argentinien regiert seit Dezember 2023 der neoliberale und rechtskonservative Javier Milei. Neben einem harten Sparkurs hat der Präsident wiederholt zu einem „Kulturkampf“ gegen linke Ideologien aufgerufen, insbesondere gegen jene, die traditionelle Familien- und Geschlechterrollen hinterfragen.
In diesem Zusammenhang warnen Aktivistinnen und Aktivisten seit Monaten vor einer Zunahme von Hassrede und Gewalt gegen queere Menschen. Feministische Organisationen beklagen zudem einen erschwerten Zugang zu Verhütungsmitteln sowie zur Ausübung des seit 2021 legalisierten und als Grundrecht anerkannten Rechts auf Abtreibung.