Rom (epd). Die 43 in den Asylzentren in Albanien verbliebenen Migranten müssen nach Italien gebracht werden. Das entschied ein Gericht in Rom am Freitagabend, wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtet. Ein Schiff der italienischen Marine soll die Männer nach Bari bringen, wo sie am Samstagabend erwartet werden. Die Richter gaben die Frage, wann ein Staat als sogenannter sicherer Herkunftsstaat gelten kann, erneut zur Klärung an den Europäischen Gerichtshof (EuGH) weiter.
In den zwei Zentren in Albanien sollen italienische Beamte Asylanfragen im Schnellverfahren klären. Eine Entscheidung des EuGH darüber, ob das Vorgehen Italiens mit EU-Recht vereinbar ist, wird im Februar erwartet. Es ist bereits das dritte Mal, dass Richter die Unterbringung von Migranten in den von Italien betriebenen Asylzentren in Albanien unterbinden.
Die Richter in Rom beriefen sich in ihrer Entscheidung am Freitagabend wie auch in den zwei vorangegangenen auf ein EuGH-Urteil vom 4. Oktober vergangenen Jahres. Demnach können Herkunftsstaaten nur als „sicher“ gelten, wenn diese Einschätzung auf das ganze Land zutrifft.
Ein italienisches Marineschiff mit 49 Migranten an Bord hatte am Dienstagmorgen im Hafen von Shengjin angelegt und die Menschen in die dortigen Asylzentren gebracht. In den vergangenen Tagen wurden sechs von ihnen bei Untersuchungen als minderjährig identifiziert oder als vulnerabel eingestuft und bereits nach Italien gebracht.
Die Migranten waren am Wochenende südlich von Lampedusa aus dem Mittelmeer gerettet worden. Die Männer stammen aus Bangladesch, Ägypten, Gambia und der Elfenbeinküste, Staaten, die in einem Dekret der italienischen Regierung als sicher eingestuft werden. Über diese Eingruppierung und die Frage, wer diese definieren kann, entspann sich in den vergangenen Monaten in Italien ein Streit zwischen Regierung und Justiz.
Die Regierungen Italiens und Albaniens hatten im Herbst 2023 die Errichtung italienischer Asylzentren auf albanischem Boden in einem Abkommen vereinbart. Demnach sollen dorthin nur volljährige männliche Migranten gebracht werden, die von Schiffen der italienischen Küstenwache oder der Finanzpolizei in internationalen Gewässern aufgegriffen wurden.
Nach Angaben des italienischen Innenministeriums kamen im Januar 3.368 Menschen über das Mittelmeer nach Italien. Das sind rund 1.000 mehr als im Januar des vergangenen Jahres. Etwa ein Drittel der Menschen stammt aus Bangladesch. Mit 66.617 lag im Jahr 2024 die Zahl derer, die über das Mittelmeer nach Italien kamen, weit unter den Ankünften des Vorjahres (157.651).