Brüssel (epd). Das Europäische Parlament hat der sechs Millionen jüdischen Kinder, Frauen und Männer gedacht, die im Holocaust von den Nationalsozialisten ermordet wurden. „Sechs Millionen Menschenleben wurden in einem systematischen, organisierten und staatlich geförderten Völkermord ausgelöscht“, sagte Parlamentspräsidentin Roberta Metsola am Mittwoch vor dem Plenum in Brüssel. Auschwitz stehe als Mahnung für die gesamte Menschheit.
Am vergangenen Montag jährte sich die Befreiung des deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau zum 80. Mal. Aus diesem Anlass widmete das EU-Parlament eine Sitzung dem Gedenken an die Opfer.
Metsola betonte, dass der Holocaust nicht über Nacht geschehen sei. „Die Entmenschlichung der Juden Europas begann lange vor Auschwitz - mit Worten, mit Propaganda, mit Ausgrenzung.“ Die Gleichgültigkeit vieler habe diesen Völkermord ermöglicht. Deshalb sei es entscheidend, die Erinnerung wachzuhalten und entschieden gegen Antisemitismus vorzugehen.
Trotz der historischen Verantwortung sei Judenhass heute wieder auf dem Vormarsch, warnte Metsola. In Europa habe die Zahl der antijüdischen Hassverbrechen um 400 Prozent zugenommen. „Viele Menschen verbergen ihren Glauben aus Angst“, sagte sie. Wer die Opfer des Holocausts vergesse, „tötet sie ein zweites Mal“. Erinnerung sei eine Pflicht.
Während der anschließenden Schweigeminute gab es Zwischenrufe im Plenarsaal. Ein Mann rief dazu auf, der Opfer im Gazastreifen zu gedenken.