Steinmeier warnt vor Rückschritten "in eine dunkle Zeit"

Steinmeier warnt vor Rückschritten "in eine dunkle Zeit"

Berlin (epd). Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat davor gewarnt, Angriffe auf die Demokratie unwidersprochen zu lassen. „Wer heute unsere Demokratie lächerlich macht, verachtet, angreift, der ebnet auch den Weg zu Hass, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“, sagte Steinmeier am Mittwoch im Bundestag beim Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus. „Wir haben es in der Hand, das Errungene zu bewahren und unsere Demokratie zu schützen. Gehen wir nicht zurück in eine dunkle Zeit.“

Steinmeier mahnte, das Bewusstsein für die NS-Verbrechen weiterhin wachzuhalten. Es dürfe „keinen Schlussstrich unter unsere Verantwortung“ geben. 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs berge „die Routine der Erinnerung“ eine gewisse Gefahr, die Ereignisse „gedanklich in einer großen Kiste zu sammeln, auf deren Deckel steht: All dies ist so lange her“, räumte Steinmeier ein. Doch dazu dürfe es nicht kommen. Daher müssten auch neue Formen des Erinnerns gerade für junge Menschen gefunden werden

Es dürfe außerdem nicht zugelassen werden, dass „Antisemitismus Alltag ist in unserem Land, auf unseren Straßen und Plätzen, in unseren Schulen und Hochschulen“, sagte der Bundespräsident. „Wenn wir heute die Schoah verdrängen, verharmlosen, vergessen, dann erschüttern wir damit doch auch das Fundament, auf dem unsere Demokratie gewachsen ist.“

Mit der Gedenkstunde erinnerte der Bundestag an Opfer der Verbrechen im Nationalsozialismus. 1996 hatte der damalige Bundespräsident Roman Herzog den Jahrestag der Befreiung des NS-Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 zum Gedenktag proklamiert. Das Gedenken im Bundestag wird jährlich in zeitlicher Nähe zu diesem Datum abgehalten.