Nairobi, Goma (epd). Im Zuge ihrer Offensive im Osten der Demokratischen Republik Kongo hat die M23-Miliz nach eigenen Angaben die Millionenstadt Goma eingenommen. In einer am Montag im Internetdienst X veröffentlichten Erklärung schreibt die Koalition „Alliance Fleuve Congo“, deren größtes Mitglied M23 ist, dass der 27. Januar der Tag der „Befreiung“ von Goma sei. International wurde der Vormarsch der Rebellenbewegung verurteilt.
Bereits in den vergangenen Wochen hatte sich die Miliz mit Unterstützung der ruandischen Armee Goma genähert, die das Wirtschaftszentrum im Osten des Kongo ist. Seit Januar wurden nach UN-Angaben 400.000 Menschen durch die Kämpfe vertrieben.
Die kongolesische Regierung räumte den Verlust von Goma am Montag nicht direkt ein. In einer von Regierungssprecher Patrick Muyaya auf X verbreiteten Erklärung ist allerdings von der Präsenz ruandischer Truppen in der Provinzhauptstadt die Rede. Die kongolesische Regierung rufe die Bevölkerung auf, zu Hause zu bleiben. Man tue alles, um ein Blutvergießen zu verhindern.
Die M23-Miliz hatte die Soldaten der kongolesischen Armee in Goma aufgerufen, ihre Waffen bei der UN-Friedensmission Monusco abzugeben. Die uruguayische Armee, deren Truppen Teil von Monusco sind, sprach von einigen kongolesischen Soldaten, die ihre Waffen niedergelegt hätten. Auch die ruandische Rundfunkanstalt RBC berichtete von Truppen, die sich an der Grenze zu Ruanda ergeben haben sollen. Unter anderem rund um den Flughafen von Goma waren laut dem UN-finanzierten Sender Radio Okapi am Montag Schüsse zu hören.
Im Ostkongo kämpfen Rebellen und Armee seit Jahren um Macht und die Kontrolle über die reichen Rohstoffvorkommen. Nach mehreren relativ ruhigen Jahren hat M23 im November 2021 erneut einen Vorstoß im Osten des Kongo begonnen. In den Regionen Nord- und Süd-Kivu eroberten sie mehrere Gebiete. Verhandlungen über eine Waffenruhe scheiterten immer wieder. Die Miliz wird laut mehreren UN-Berichten von Ruanda unterstützt.
Die Vereinten Nationen äußerten sich besorgt zum Vormarsch von M23. In einer auf Sonntag vorverlegten Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats rief die Leiterin der UN-Mission, Bintou Keita, dazu auf, zum Schutz der Zivilbevölkerung, der humanitären Helfer sowie des UN-Personals aktiv zu werden.
Auch die Bundesregierung verurteilte die Offensive. „Das Prinzip der Unverletzbarkeit von Grenzen gilt überall auf der Welt, auch im Ostkongo“, erklärte ein Sprecher des Bundesentwicklungsministeriums in Berlin. Ruandas Soldaten und die von ihnen unterstützte Rebellengruppe M23 müssten sich - wie gestern vom UN-Sicherheitsrat und auch der EU-Außenbeauftragten gefordert - umgehend zurückziehen. Das Auswärtige Amt geht nach Angaben eines Sprechers von einer niedrigen zweistelligen Zahl deutscher Staatsangehöriger in der Region Goma aus.
Zuletzt hatten sich im Zuge des Konflikts auch die Spannungen zwischen dem Kongo und dem Nachbarland Ruanda verschärft. Am Wochenende stellte die kongolesische Regierung die diplomatischen Beziehungen mit Ruanda ein. Kenias Präsident William Ruto erklärte, dass er Kongos Präsident Félix Tshisekedi und Ruandas Staatschef Paul Kagame zu einem Notfall-Gipfel der Ostafrikanischen Staatengemeinschaft EAC eingeladen habe.