Stuttgart (epd). Kommunikationswissenschaftler der Universität Hohenheim haben die Wahlprogramme zur Bundestagswahl ausgewertet und sie für „nach wie vor nur schwer verständlich“ befunden. Nach dem Längenrekord von 2021 seien die Wahlprogramme 2025 wieder etwas kürzer, teilte die Universität Hohenheim am Montag in Stuttgart mit. Die knappere Zeit für den Wahlkampf mache sich bemerkbar, sagte Frank Brettschneider, Inhaber des Lehrstuhls für Kommunikationswissenschaft.
Mit seinem Team untersuchte der Kommunikationswissenschaftler die Wahlprogramme zur Bundestagswahl 2025 auf formale Verständlichkeit. Die Analyse ist Teil eines Langzeitprojektes, bei dem seit der Bundestagswahl 1949 alle 90 Wahlprogramme der im Bundestag oder in drei Landtagen vertretenen Parteien analysiert werden.
Bandwurmsätze mit bis zu 69 Wörtern (Bündnis Sahra Wagenknecht), Wortungetüme wie „Telekommunikationsnetzausbaubeschleunigungsgesetz“ (FDP) und Fachbegriffe wie „Small Modular Reactors“ (CDU/CSU), „Quick-Freeze“ (Grüne) oder „Catcalling“ (SPD) erschwerten für viele Laien die Verständlichkeit, heißt es in der Mitteilung. Das formal verständlichste Programm lege die CDU/CSU vor, das formal unverständlichste Programm stamme von der AfD.
Das durchschnittliche aktuelle Wahlprogramm ist rund 25.544 Wörter lang. Bei der ersten Bundestagswahl 1949 waren es laut Universität Hohenheim im Schnitt nur 5.496 Wörter. Traditionell haben die Grünen das längste Wahlprogramm, so auch aktuell mit 30.693 Wörtern. Die kürzesten Programme haben in diesem Jahr das Bündnis Sahra Wagenknecht und die FDP vorgelegt, mit 17.011 und 19.466 Wörtern.
In diesem Jahr werden aus Zeitgründen weniger Kurzfassungen, Audiofassungen, Versionen in leichter Sprache, Themenschwerpunkte und Videos zur Präsentation wichtiger Aspekte in Gebärdensprache sowie Übersetzungen angeboten.
Das Ergebnis der Analyse findet Brettschneider trotz der leicht besseren Verständlichkeit „enttäuschend“. „Alle Parteien haben sich Transparenz und Bürgernähe auf ihre Fahne geschrieben. Mit ihren teilweise schwer verdaulichen Wahlprogrammen schließen sie jedoch einen erheblichen Teil der Wähler aus“, sagte der Kommunikationswissenschaftler.