Magdeburg (epd). Der Münchner Historiker Michael Wolfssohn wendet sich gegen „salbungsvolle Rituale“ in der Erinnerungskultur. Anlässlich des Holocaust-Gedenktags am 27. Januar sagte Wolfssohn am Montag in Magdeburg bei der zentralen Gedenkveranstaltung des Landes Sachsen-Anhalt, Erinnerung sei unverzichtbar. Sie hänge aber nicht von Ritualen ab.
„Auch ohne Ritual und Zeitzeugen weiß man, wer oder was Caesar oder die Kreuzzüge waren“, sagte Wolfssohn bei dem Gedenken in der Magdeburger Staatskanzlei angesichts dessen, dass es nur noch wenige Zeitzeugen der NS-Verbrechen gab: „Sollte ausgerechnet das Menschheitsverbrechen Auschwitz beziehungsweise Holocaust eines Tages vergessen werden? Unvorstellbar.“
Die Befreiung des NS-Konzentrationslagers Auschwitz jährt sich in diesem Jahr zum 80. Mal. Dort wurden zwischen 1940 und 1945 1,1 Millionen Menschen ermordet. Das Lager wurde zum Symbol der nationalsozialistischen Judenverfolgung. Am 27. Januar 1945 wurden die letzten Gefangenen, die nicht auf die Todesmärsche getrieben wurden, von der sowjetischen Roten Armee befreit.