Experte: Verbot des Palästinenser-Hilfswerks hat verheerende Folgen

Experte: Verbot des Palästinenser-Hilfswerks hat verheerende Folgen
24.01.2025
epd
epd-Gespräch: Jan Dirk Herbermann

Genf (epd). Der Nahost-Experte Jørgen Jensehaugen hat vor „verheerenden Konsequenzen“ des israelischen Verbots für das Palästinenser-Hilfswerk der Vereinten Nationen UNRWA gewarnt. „Das UNRWA ist die Lebensader für Millionen Menschen in der Region“, sagte der Wissenschaftler vom Friedensforschungsinstitut Oslo (Prio) dem Evangelischen Pressedienst. Zumal im Gaza-Streifen drohe das Verbot, das am Dienstag in Kraft tritt, die humanitäre Hilfe zusammenbrechen zu lassen.

In dem Gebiet, in dem fast zwei Millionen Menschen auf das 1949 gegründete UN-Programm angewiesen seien, könnte es im schlimmsten Fall zu einer Hungersnot kommen. „Die humanitären Lieferungen werden ohne das UNRWA drastisch zurückgehen, da die Verteilungsstruktur zusammenbrechen wird“, sagte Jensehaugen. Das gelte selbst dann, wenn die Hilfe im Rahmen der Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas aufgestockt werde. Ein Ausgleichen der UNRWA-Hilfe durch andere Organisationen wäre mit erheblichen Kosten und Verzögerungen von bis zu drei Jahren verbunden.

Das israelische Parlament hat im Oktober 2024 zwei Gesetze verabschiedet, mit denen das UNRWA in Israel einschließlich Ost-Jerusalem verboten werden soll und Offiziellen der Kontakt mit Hilfswerk-Mitarbeitern in den besetzten Gebieten untersagt wird. Israel wirft dem UNRWA Judenhetze und eine enge Kooperation mit der Hamas vor.

Der Nahost-Experte Jensehaugen wies auch auf die Folgen des UNRWA-Verbots für die medizinische Versorgung und die Bildung hin. Vor Beginn des aktuellen Nahost-Konflikts, der im Oktober 2023 mit einem Hamas-Überfall auf Israel begann, habe das UNRWA fast 300.000 Kindern Grundschulunterricht geboten. Die UNRWA-Schulen würden „wahrscheinlich durch zersplitterte, qualitativ minderwertige Initiativen ersetzt“.

Das UNRWA erbringe auch wichtige Gesundheitsleistungen, darunter ambulante Behandlungen, fachärztliche Versorgung und Röntgenaufnahmen. Durch die Einstellung dieser Leistungen würden Millionen Flüchtlinge ohne grundlegende medizinische Versorgung dastehen.