Berlin, Bogotá (epd). Die eskalierende Gewalt im Norden Kolumbiens hat nach offiziellen Angaben inzwischen mehr als 60 Menschen das Leben gekostet. Dutzende Menschen seien entführt und Tausende aus der Region vertrieben worden, teilte die Ombudsstelle für Menschenrechte am Samstagabend (Ortszeit) auf der Internet-Plattform X weiter mit. Die Kämpfe zwischen der noch aktiven ELN-Guerilla und Splittergruppen der ehemaligen Farc-Rebellen um die Kontrolle der Region Catatumbo waren in der vergangenen Woche ausgebrochen.
Kolumbiens Präsident Gustavo Petro, der am Freitag in die Konfliktzone gereist war, sprach von Kriegsverbrechen. Die Regierung machte die ELN für die Gewalt verantwortlich und stoppte die Friedensverhandlungen.
Nach Angaben der Ombudsstelle für Menschenrechte sind Tausende Menschen aus den ländlichen Regionen vor der Gewalt geflüchtet. In der Großstadt Cúcuta an der Grenze zu Venezuela sollen Hunderte Familien Zuflucht gesucht haben, ebenso in den Gemeinden Ocaña und Tibú. Die Ombudsstelle rief die Konfliktparteien, insbesondere die ELN auf, den Zugang von humanitärer Hilfe für die Vertriebenen nicht zu blockieren.
Die ELN hat nach eigenen Angaben rund 3.000 bewaffnete Mitglieder. Ihre Haupteinnahmequelle soll der Drogenhandel sein. Darüber hinaus gibt es in der Region mehrere Splittergruppen der Farc-Guerilla, die 2016 ihre Waffen niedergelegt und sich in eine Partei umgewandelt hat. Für Gewalt sorgen zudem Drogenkartelle und kriminelle Banden.
Präsident Petro, der selbst Mitglied der früheren Stadtguerilla M-19 war, hatte bei Amtsantritt im Jahr 2022 versprochen, Verhandlungen mit allen bewaffneten Gruppen des Landes aufzunehmen, um einen umfassenden Frieden zu erreichen. Bei dem seit den 1960er Jahren andauernden Bürgerkrieg in Kolumbien zwischen staatlichen Kräften, linken Guerillagruppen und rechten Paramilitärs wurden mehr als 260.000 Menschen getötet, etwa sieben Millionen wurden vertrieben. Etwa 80.000 Kolumbianer gelten als vermisst.