Weiter großes Interesse an NS-Gedenkstätten

KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen Eingangstor zum ehemaligen Häftlingslager mit dem Schriftzug "Arbeit macht frei"
epd/Gordon Welters
Eingang zur KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen (Archivbild). Im Jahr 2024 kamen fast eine halbe Million Besucher.
80 Jahre nach Kriegsende
Weiter großes Interesse an NS-Gedenkstätten
Das Interesse an den NS-Gedenkstätten bleibt hoch. Millionen Besucher informierten sich 2024 an den authentischen Orten über Opfer und Täter der Schreckensherrschaft. Zum 80. Jahrestag der Befreiung planen viele besondere Veranstaltungen.

Das Interesse an den NS-Gedenkstätten in Deutschland lässt nicht nach und steigt vielerorts sogar. Wie eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes unter den Gedenkstätten ergab, sind die Besucherzahlen im vergangenen Jahr an vielen Erinnerungsorten der NS-Schreckensherrschaft nach oben gegangen. Das gilt etwa für die KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen in Brandenburg, die 2024 fast eine halbe Million Besucher und Besucherinnen zählte.

Auch die KZ-Gedenkstätte Dachau in Bayern, die mehr als 900.000 Menschen besuchten, sprach von einem "stetig steigenden Interesse". In der Gedenkstätte Bergen-Belsen in Niedersachsen blieb die Besucherzahl nach Angaben der dortigen Stiftung stabil und lag bei geschätzt 210.000 Besucherinnen und Besuchern.

Fast alle Berliner NS-Erinnerungsorte wie die Ausstellung unter dem Holocaust-Mahnmal, die Gedenkstätte Deutscher Widerstand und das Haus der Wannsee-Konferenz verzeichneten im vergangenen Jahr mehr Besucherinnen und Besucher. Das Berliner Dokumentationszentrum Topographie des Terrors berichtete von einem Besucherrückgang um knapp 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Es war mit knapp 1,63 Millionen Gästen im vergangenen Jahr aber der am meisten besuchte Ort des Gedenkens und der Information über das Nazi-Regime.

Viele Gedenkstätten planen anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung der NS-Konzentrationslager und des Endes des Zweiten Weltkriegs in diesem Jahr besondere Veranstaltungen und Aktionen. Mehrere Erinnerungsorte wollen sich an der geplanten Social-Media-Kampagne "#GeradeJetzt" beteiligen. Die Brandenburger Gedenkstätten erwarten rund 30 Überlebende des Holocaust zu Gedenkfeiern.

Mehr Beschimpfungen und Drohungen

Die Stiftung Hamburger Gedenkstätten plant eine dezentrale stadtweite Lesung, die Stimmen derer in die Öffentlichkeit tragen soll, die vom NS-Regime verfolgt wurden. In der Gedenkstätte Flossenbürg in Bayern sind Anfang April in Zusammenarbeit mit der bayerischen Landeskirche Veranstaltungen im Gedenken an den 1945 im dortigen Konzentrationslager hingerichteten evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer geplant, darunter ein Fernsehgottesdienst.

Unverändert oder sogar vermehrt werden insbesondere die großen Gedenkstätten aber auch mit antisemitischen und israelfeindlichen Vorfällen und Kommentaren konfrontiert. "Im Jahr 2024 waren fortlaufend Schmierereien im Gästebuch zu verzeichnen", teilte eine Sprecherin der Gedenkstätte Bergen-Belsen mit. Daneben gebe es vermehrt telefonische Beschimpfungen. Von Drohungen und Verleumdungen gegen Beschäftigte berichtete auch die Stiftung Sächsische Gedenkstätten.

In der Gedenkstätte Sachsenhausen wurden im vergangenen Jahr 52 Vorfälle registriert, 21 mehr als 2023, darunter vor allem Feedback-Postkarten mit antisemitischen, israelfeindlichen oder rechtsextremen Inhalten. Auf dem Gedenkstättengelände kam es nach Angaben der Stiftung aber auch zu rassistischen Beleidigungen, dem Zeigen des Hitlergrußes, Hakenkreuzschmierereien und rechten Sprüchen bei Führungen.

Auch kleinere Gedenkorte blieben nicht verschont. "Dauerproblem sind die Hakenkreuze im Gästebuch und Sorgen vor mutwilligem Vandalismus", sagte Stefan Querl, Leiter des Geschichtsortes Villa ten Hompel in Münster, wo die NS-Ordnungspolizei ihren Sitz hatte.