Menschenrechtler fordern Abschiebestopp für Jesiden

Menschenrechtler fordern Abschiebestopp für Jesiden

Göttingen (epd). Zwei Jahre nach der Anerkennung des 2014 erfolgten Völkermordes an der jesidischen Bevölkerung im Irak durch den Bundestag haben Menschenrechtler die Bundesregierung aufgefordert, Abschiebungen von Jesiden in den Irak, aber auch nach Syrien endgültig zu stoppen. Angehörige der jesidischen Gemeinschaft, die in Deutschland Zuflucht gefunden hätten, dürften nicht wieder in Gebiete abgeschoben werden, in denen ihr Leben in Gefahr sei, sagte der Nahost-Experte der Gesellschaft für bedrohte Völker, Kamal Sido, am Freitag in Göttingen

Spätestens seit der Machtübernahme durch radikale sunnitische Islamisten in Syrien sei das jesidische Kernland im Sinjar im äußersten Nordwesten des Irak erneut verstärkt bedroht. Auf beiden Seiten der syrisch-irakischen Grenze seien islamistische Milizen auf dem Vormarsch, berichtete Sido. Schätzungen zufolge lebten etwa 200.000 Jesidinnen und Jesiden in Deutschland, es handele sich dabei um die größte jesidische Diaspora-Gemeinschaft weltweit.

Sido zufolge muss zudem dringend aufgeklärt werden, wie damals „mindestens 40.000 Islamisten aus aller Welt, auch aus Deutschland und anderen EU-Ländern, über die Türkei nach Syrien und in den Irak reisen konnten, um Jesiden zu ermorden und jesidische Frauen zu vergewaltigen“.

Anfang August 2014 hatte die Terror-Miliz „Islamischer Staat“ (IS) die jesidische Gemeinschaft in Sinjar angegriffen und mindestens 5.000 Menschen ermordet. Rund 7.000 Frauen und Mädchen wurden nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker in die Sklaverei verschleppt. Etwa 2.000 von ihnen gelten bis heute als vermisst. Am 19. Januar 2023 hatte der Bundestag den Völkermord an den Jesiden anerkannt und umfassende Hilfe für diese Volksgruppe sowie eine weitere Aufarbeitung gefordert.