Pro Asyl: Exilsyrer sollen nach Syrien reisen dürfen

Pro Asyl: Exilsyrer sollen nach Syrien reisen dürfen

Frankfurt a.M. (epd). Die Organisation Pro Asyl fordert, dass Syrerinnen und Syrer in Deutschland mehrfach nach Syrien reisen dürfen, ohne das Aufenthaltsrecht in Deutschland zu verlieren. Hierzulande gebe es die größte Exilgemeinschaft von Syrern, erklärte der flüchtlingspolitische Sprecher der Organisation, Tareq Alaows, am Donnerstag in Frankfurt am Main. Die aus Syrien stammenden Menschen in Deutschland könnten eine große Rolle beim Wiederaufbau des Landes spielen. Dies sei aber nur möglich, wenn sie die Sicherheit des Aufenthaltsrechts in der neuen deutschen Heimat nicht verlieren.

Bisher erwäge die Bundesregierung nur eine einmalige Reise von Exilsyrern nach Syrien mit Rückkehrrecht, sagte der Geschäftsführer von Pro Asyl, Karl Kopp. Dagegen dürften Flüchtlinge aus der Ukraine zwischen den Ländern hin- und herreisen, auch bosnische Flüchtlinge hätten in den 90er Jahren pendeln dürfen. Entsprechend gestatte etwa die Türkei syrischen Flüchtlingen, mehrere Reisen zu machen, um die Möglichkeit einer Rückkehr herauszufinden. „Eine Rückkehr kann nicht im Schnellschussverfahren erzwungen werden, es muss eine freiwillige Rückkehr im Einklang mit der Menschenwürde geben“, betonte Kopp.

Die Forderung rechter Parteien nach einer Rückführung von syrischen Flüchtlingen nach Syrien verängstige nicht nur Betroffene, sondern auch Eingebürgerte, ergänzte Alaows. „Wir gewinnen den Eindruck, wir werden nicht als Einwohner gesehen, sondern nur als Arbeitskraft.“ Viele Syrer und Syrerinnen in Deutschland hätten nach fünf Jahren Bürgerkrieg und knapp zehn Jahren Leben in Deutschland mehr Bindungen in Deutschland als in Syrien, Kinder seien hierzulande aufgewachsen. Sie forderten, als Teil der deutschen Gesellschaft anerkannt zu werden. In Deutschland leben nach amtlichen Angaben knapp eine Million Syrerinnen und Syrer.

Für Menschen aus Syrien im Asylverfahren führe der Entscheidungsstopp durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge zu großer Verunsicherung, sagte der Pro-Asyl-Sprecher. Die Asylentscheidungen dürften nicht länger ausgesetzt werden, forderte er. Das Einfrieren der Verfahren führe dazu, dass Menschen eine Perspektive in Deutschland geraubt werde. Syrien sei weiterhin ein unsicheres Land, in dem es politische Instabilität und bewaffnete Gruppen gebe. Die Situation der Bevölkerung sei prekär, 80 Prozent seien von humanitärer Hilfe abhängig. Städte seien teilweise komplett zerstört, ebenso die Infrastruktur, in großen Teilen des Landes gebe es keinen Strom.