Nairobi (epd). Führende Köpfe aus der Wissenschaft haben in einem offenen Brief mehr Geld für Forschung und Engagement im Kampf gegen den weltweiten Hunger gefordert. Das am Dienstag veröffentlichte Schreiben unterzeichneten mehr als 150 Trägerinnen und Träger des Nobelpreises sowie des Welternährungspreises. Durch die Erderwärmung und die extremer werdenden Wetterereignisse brächten Grundnahrungsmittel wie Weizen und Mais künftig weniger Ertrag, heißt es. Es sei deshalb dringend an der Zeit, mutig in neue landwirtschaftliche Lösungen zu investieren, damit mehr Nahrungsmittel produziert werden können.
700 Millionen Menschen könnten sich schon heute nicht ausreichend ernähren, schreiben die Frauen und Männer. Diese Zahl könne weiter steigen, wenn keine Maßnahmen ergriffen werden. Es brauche mehr Wissen und aktives globales Engagement von Führungspersönlichkeiten, gerade angesichts des Klimawandels und des steigenden Bevölkerungswachstums. Notwendig sei "risikoreiche, lohnende, wissenschaftliche Forschung mit dem Ziel, unsere Lebensmittelsysteme so umzugestalten, dass sie den Nährstoffbedarf aller Menschen nachhaltig decken”, heißt es in dem Brief.
Dabei setzen die Unterzeichnenden allerdings ausschließlich auf Forschung im Bereich der genetischen Veränderung. Naturschützer und entwicklungspolitische Organisationen kritisieren diesen Ansatz und plädieren eher dafür, die kleinbäuerliche Landwirtschaft zu fördern und traditionelle Anbaumethoden und Pflanzen erneut zu etablieren. Diese sind oft resistenter als moderne Züchtungen, bringen aber weniger Ertrag pro Pflanze.
In dem Aufruf heißt es, es sei eine ähnlich außergewöhnliche Zusammenarbeit von Wissenschaftlern gefragt wie bei der Mondlandung. Dabei müsse sichergestellt werden, dass die Forschung denen nützt, die am meisten Unterstützung brauchen, um eine Hungerkatastrophe in den kommenden 25 Jahren zu verhindern.
Nicht nur Ernährungsexperten, auch Physikerinnen, Ärzte, Chemikerinnen, Astronomen und humanitäre Helfer stehen auf der Unterschriftenliste. Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek ist ebenso dabei wie der Dalai Lama.
Der Welternährungspreis wird jährlich an Menschen vergeben, die innovative Lösungen im Bereich Ernährung entwickeln. Er ist mit 500.000 US-Dollar dotiert.