TV-Tipp: "Nord Nord Mord: Sievers und der verlorene Hund"

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20. Januar, ZDF, 20.15 Uhr
TV-Tipp: "Nord Nord Mord: Sievers und der verlorene Hund"
Eine Krötenszene am Filmanfang bildet zwar nicht den Auftakt der 25. "Nord Mord Mord"-Episode, verdeutlicht aber schon recht früh: Tiere sind in "Sievers und der verlorene Hund" nicht nur des Titels wegen wichtig.

Natürlich ist das Ansichtssache, aber Kröten sind in der Regel wenig attraktiv; auch deshalb dürften die meisten Menschen davor zurückscheuen, die Viecher anzufassen. Dass sich eine dieser Amphibien auf den Sattel eines abgestellten Fahrrads verirrt, wird im wirklichen Leben zwar eher selten vorkommen, doch wie sich Carl Sievers nun verhält, ist mindestens ebenso ungewöhnlich. Er könnte die Kröte einfach runterschubsen, aber ein lakonischer Schnitt zeigt, dass es auch anders geht. Die Krötenszene bildet zwar nicht den Auftakt der 25. "Nord Mord Mord"-Episode, verdeutlicht aber schon recht früh: Tiere sind in "Sievers und der verlorene Hund" nicht nur des Titels wegen wichtig; und stellenweise wird es auf sympathisch beiläufige Weise ziemlich witzig.

Die Handlung beginnt mit der obligaten Leiche: In den Dünen liegt ein Toter, aus seinem Rücken ragt ein Pfeil. Es handelt sich um Leif Conradi, einen erfolgreichen eigenbrötlerischen Krimiautor. Seine Bücher tragen Titel wie "Anatomie des Grauens" und sind laut Ina Behrendsen (Julia Brendler) "irre brutal". Das ausgefallene Mordwerkzeug führt Sievers (Peter Heinrich Brix), Feldmann (Oliver Wnuk) und die Kollegin zu einem Bogenverein, in dem auch Conradi Mitglied war. Dort trifft das Trio prompt auf einen ersten Verdächtigen: Landschaftsgärtner Frantzen (Peter Sikorski) steht vor der Pleite. Er hatte den Schriftsteller in einem Bettelbrief um 100.000 Euro gebeten, und just diese Summe hatte Conradi tatsächlich dabei. 

Alsbald sorgen andere Ereignisse jedoch dafür, dass der Mordfall zunehmend in den Hintergrund rückt: Mehrere Menschen vermissen ihre Hunde. Dafür ist die Kripo natürlich nicht zuständig, aber Sievers spürt: "Alles hängt mit allem zusammen." Das klingt nach Verschwörungserzählung, und in der Tat schlägt das Drehbuch von Berno Kürten und Katja Töner nun eine ganz andere Richtung ein, doch um ein Komplott geht es nur im weitesten Sinn: Eher durch Zufall kommt Behrendsen zwei "Dognappern" auf die Spur, was zur Folge hat, dass sie nebst zwei entführten Hunden selbst im Zwinger landet.

Nun wird der bis dahin recht leutselige Krimi unversehens spannend, zumal Feldmann zu Recht fast außer sich vor Sorge um seine Mitbewohnerin ist: Die Kollegin ist in die Hände eines Mannes gefallen, der ihrer Überzeugung nach "nicht alle Latten am Zaun" hat. Sein Komplize, Boy Paulsen (Patrick von Blume), bezeichnet ihn als "Schwachkopf", und selbst das ist noch untertrieben: Vincent Krüger verkörpert diesen Typen, der auf riskante Weise mit Behrendsens Dienstwaffe rumfuchtelt, als er Robert De Niros berühmte "Taxi Driver"-Szene nachstellt, als völlig unberechenbare Gestalt; prompt löst sich bei einem Handgemenge ein Schuss. 

Paulsen gilt zunächst ebenfalls als verdächtig, denn das Duo hat auch Conradis Hund entführt. Seinen Anteil an den bisherigen Lösegeldern hat der Mann, der einen Hausmeister-Service betreibt und somit genau weiß, wo was zu holen ist, zwar verschenkt, aber das entlastet ihn natürlich nicht; Robin Hood war schließlich gleichfalls mit Pfeil und Bogen unterwegs. Der Anschlag auf Conradi, aus der Höhe eines Leuchtturms und respektabler Entfernung durchgeführt, war allerdings ein Meisterschuss, weshalb die Spur doch wieder in den Sportclub führt.

Zwischenzeitlich schlägt die Handlung noch weitere Haken, und Joker, der um sein Herrchen trauernde Australian Shepherd des Autors, trägt auf seine Weise zur bis kurz vor Schluss völlig offenen und entsprechend überraschenden Lösung des Falls bei: Am Ende entpuppt sich das Drama als Schlusspunkt einer Tragödie, und Joker hat eine entscheidende Rolle gespielt. Markenzeichen der 2011 gestarteten Reihe sind neben den oftmals gewitzten Drehbüchern gerade die kleinen Heiterkeiten am Rande; gerade der Kontrast zwischen dem eingebildeten Feldmann und seinem stoischen Vorgesetzten sorgt regelmäßig für amüsante Momente.

Dabei ist der jüngere Kommissar diesmal bereits vor Behrendsens Verschwinden durch den Wind, weil er glaubt, die WG-Partnerin sei in einen anderen verliebt; die unausgelebte Romanze zwischen den beiden macht einen weiteren Reiz der Geschichten aus. "Sievers und der verlorene Hund" ist Kürtens siebte Regiearbeit für "Nord Nord Mord", er ist auch für die nächsten vier Filme zuständig. Seine sorgfältige Inszenierung erfreut durch kleine optische Einfälle, wenn beispielsweise ein Dialog im Revier nicht durch Schnitte, sondern dank einer Verstellung der Schärfe Dynamik gewinnt, aber sehenswert st diese Jubiläumsfolge vor allem wegen des wie stets gut aufgelegten Trios.