Berlin (epd). Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat den Vorschlag von Allianz-Chef Oliver Bäte zurückgewiesen, die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall für den ersten Tag zu streichen. „Wer krank gemeldete Beschäftigte unter den Generalverdacht des Blaumachens stellt, hat ein verzerrtes Bild von den arbeitenden Menschen in diesem Land“, sagte er dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Donnerstag). „Die Deutschen sind keine Drückeberger und Faulenzer.“ DGB-Chefin Yasmin Fahimi nannte den Vorstoß Bätes „unangemessen und unverschämt“.
Heil betonte, dass es mit der SPD bei der Lohnfortzahlung keine Einschränkungen geben werde. Besonders Arbeitnehmer mit niedrigen Einkommen würden unter einer Wiedereinführung des sogenannten Karenztages leiden, warnte er. „Es würde die Menschen hart treffen, die tatsächlich krank sind und die einen geringen Lohn haben, vor allem Frauen“, sagte der Sozialdemokrat. „Deshalb ist das der falsche Weg.“
Wenn Einzelne das System ausnutzten, müsse man gezielt dagegen vorgehen, fügte der Minister hinzu. „Ich habe kein Verständnis für Blaumacher“, betonte er. Aber es gebe genügend Instrumente, um mit Verdachtsfällen umzugehen. „Ein Arbeitgeber, der den Verdacht hat, dass jemand blau macht, kann auch ab dem ersten Tag das Vorlegen einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung verlangen“, sagte Heil. „Wer beim Blaumachen erwischt wird, muss außerdem mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen rechnen.“
Angesichts hoher Krankenstände hatte sich Allianz-Chef Bäte in einem Interview mit dem „Handelsblatt“ für die Wiedereinführung des in den 70er Jahren abgeschafften Karenztages ausgesprochen. DGB-Chefin Fahimi erklärte dazu, einige Arbeitgeber-Vertreter betrieben eine Form der Misstrauenskultur, die jeder Grundlage entbehre. Letztlich handele es sich um den Versuch, tarifliche und sozialrechtliche Errungenschaften abzubauen, sagte sie am Donnerstagmorgen im Deutschlandfunk. Ziel sei es, durch die Hintertür Lohnkosten zu sparen.