Humor ist, wenn man trotzdem lacht, heißt es. Manchmal sind der Zustand der Welt und das eigene Leben nur mit einer gehörigen Prise Humor und Selbstironie zu ertragen. "Man hat die Möglichkeit, eine schwierige Situation ernst zu betrachten, oder die Blickrichtung zu wechseln und das Ganze mit Humor zu nehmen", sagt Barbara Wild, Neurologin und Psychiaterin aus Stuttgart.
Indem man die heitere Seite einer Angelegenheit sehe, gewinne man eine gewisse Distanz zum Problem und zu sich selbst. "Man weiß, dass die Erde sich weiterdreht, ob man eine Aufgabe nun löst oder nicht; dass man durchs Leben kommt, obwohl man kleiner als 1 Meter 60 ist", verdeutlicht die Expertin den Gedanken im Gespräch mit dem österreichischen Gesundheitsmagazin "Medizin Populär".
Sich selbst nicht so wichtig zu nehmen, sich und anderen Fehler und Schwächen zuzugestehen, entspannt und macht gelassen, weiß auch Michael Titze aus Tuttlingen. Der Psychologe und Psychotherapeut ist Experte für therapeutischen Humor und Autor des Buches "Die heilende Kraft des Lachens".
Wo Menschen lachen, gehe es entspannter zu, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Heitere Menschen sind in der Lage, Alltagsprobleme zu relativieren." Studien hätten zudem gezeigt, dass heitere Menschen häufiger befördert würden, höhere Gehälter bekämen und eine höhere Lebenserwartung hätten als griesgrämige Zeitgenossen.
Selbstironie sei eine besondere Gabe, nicht nur in schweren Zeiten. Sie zeuge von einem gesunden Selbstbewusstsein und hoher Intelligenz. Wer eigene Fehler zugeben könne, ruhe in sich und strahle Souveränität aus - Eigenschaften, die attraktiv machten.
Eine Umfrage der Partnerbörse Parship unter 10.000 Männern und Frauen ergab im Jahr 2021, dass Humor bei der Partnersuche eines der wichtigsten Kriterien ist. Mehr als zwei Drittel der Befragten (69 Prozent) gaben an, solche potenziellen Partner besonders anziehend zu finden, die auch über sich selbst lachen können. Frauen ist diese Fähigkeit laut Umfrage wichtiger als Männern.
"Hinter einem guten Humor stecken die Fähigkeit, Dinge nicht persönlich zu nehmen, und die Erkenntnis, dass man selbst nicht der Mittelpunkt des Universums ist", sagte Jörg Berger, Psychologe und Psychotherapeut aus Heidelberg, dem epd. "Dann kann man lachen über Pannen, menschliche Eigenheiten und die Tragik, die unser Alltag oft hat."
Aber nicht nur auf das eigene Wohlbefinden wirke sich das Lachen aus, sagt Berger, sondern auch auf das gesellschaftliche Miteinander. "Wir neigen dazu, uns für klüger und verantwortungsvoller zu halten als andere. Das trennt und reißt Gräben auf. Wenn wir über uns lachen, kommen wir anderen wieder näher, schulen wir unser Einfühlungsvermögen", erklärt der Autor des Buches "Die Anti-Erschöpfungsstrategie".
Berger rät dazu, sich bei jedem Hindernis, jeder Kränkung und jeder Ungerechtigkeit, die einen ereilt, zu fragen: Muss ich mich hier so wichtig nehmen? Oft werde man antworten: Nein, es lohnt sich nicht, und es würde auch nichts ändern. "Dann nimmt man es lieber mit Humor", sagt Berger und verweist auf die Bibel. Dort heiße es im Buch der Sprüche (17,22): "Ein fröhliches Herz ist eine gute Medizin, aber ein zerknirschter Geist raubt einem die Kraft."
Michael Titze: Die heilende Kraft des Lachens. Kösel Verlag. 6. Auflage 2007 Jörg Berger: Die Anti-Erschöpfungsstrategie. Herder 2023. 20 Euro
