Coach: Mut-Muskeln stärken für 2025

Ein Skateboardfahrer
Gerti G. / photocase.de
Angst und Mut gehören zusammen, erklärt Mut-Coach Keren Pickard. Ohne Angst kann man keinen Mut aufbringen. Mut ist Angst plus einen Schritt mehr, also überwundene Angst.
Mehr Zuversicht im neuen Jahr
Coach: Mut-Muskeln stärken für 2025
Sie nennt sich Mut-Coach und Entscheidungs-Cheerleaderin: Keren Pickard, Kommunikationstrainerin und Business Coach aus Bühl-Eisental (Landkreis Rastatt) will Menschen dazu motivieren, mit Freude und Entschlossenheit an herausfordernde Aufgaben heranzugehen. Im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) verrät sie, wie man seine "Mutmuskeln" fürs neue Jahr stärken kann.

epd: Frau Pickard, das neue Jahr beginnt, und dem einen oder anderen wird es etwas mulmig zumute, weil Veränderungen anstehen oder Probleme zu klären sind. Wie kann es gelingen, mutig ins Jahr 2025 zu starten?

Keren Pickard: Das mulmige Gefühl ist ganz normal. Angst und Mut gehören zusammen. Ohne Angst kann man keinen Mut aufbringen. Mut ist Angst plus einen Schritt mehr, also überwundene Angst.

Für mich gibt es sechs Mutkiller: Die Angst vor Fehlern, Minderwertigkeitsgefühle, Opfermentalität, die Unsicherheit oder Unfähigkeit, unliebsame Dinge anzusprechen, unklare oder schlecht formulierte Pläne sowie mangelnde Entscheidungsfreude. Diese Mutkiller machen uns ohnmächtig. Dann kommt uns ein Problem riesig vor, und wir sind überfordert und schalten in unseren Eidechsenhirn-Modus: Wir kämpfen, fliehen oder erstarren. Aber alle drei Reaktionen sind nicht hilfreich.

Was kann man gegen diese "Mut-Killer" tun?

Pickard: Es kommen viele Menschen mit perfektionistischen Ansprüchen zu mir ins Coaching. Sie haben oft Angst vor dem ersten Schritt und denken: Wenn ich das nicht perfekt machen kann, dann brauche ich gar nicht anzufangen. Oder wenn ich das Gespräch nicht perfekt hinbekomme, dann brauche ich meinen Mund erst gar nicht aufzumachen. Oft hängt das mit ihren Überzeugungen zusammen, und gemeinsam entwickeln wir hilfreichere, die sie motivieren.

Ich sage ihnen: Mach es mit schlotternden Knien! Aber probiere es, auch wenn sich alles in dir dagegen sträubt. Denn Mut wächst allein durch Widerstand. Es ist wie beim Muskelaufbau im Fitnessstudio: Du musst irgendeinen Widerstand spüren, sonst wächst dein Mut-Muskel nicht. Es braucht Momente, in denen man diesen Widerstand spürt und sagt: Jetzt gebe ich erst recht Gas.

Keren Pickard aus Bühl-Eisental ist Kommunikationstrainerin und Mut-Coach.

Welche Tipps haben Sie, um die Mut-Muskeln für den Start ins neue Jahr zu trainieren?

Pickard: Ein Geheimnis ist, kleine Dinge zu tun, die uns regelmäßig Angst einflößen. Machen Sie eine Liste mit Aufgaben, die Sie bisher aus Furcht eher vermieden haben, und beginnen Sie mit einer eher kleinen Herausforderung. Zum Beispiel damit, dass man in der Familie eine gesunde Grenze setzt und sagt, jede Woche habe ich drei Stunden Zeit, die mir allein gehören. Wenn Sie das geschafft haben, dann gehen Sie größere Herausforderungen an, wie Gespräche, die Sie seit Jahren vor sich herschieben, oder berufliche Entscheidungen, die noch ausstehen.

Doch oft ist es so, dass das neue Jahr mit guten Vorsätzen und "Mut-Anfällen" beginnt, und dann macht sich wieder der Alltag breit …

Pickard: Deshalb ist es wichtig, die Vorsätze und mutigen Dinge, die man angehen möchte, möglichst konkret zu benennen. Statt zu sagen: "Ich will abnehmen" ist es besser zu formulieren: "Ich bin in drei Monaten fit und agil und kann meinen Kindern hinterherrennen, auch wenn es den Berg hochgeht." Das ist ein klares, überprüfbares Ziel, das motiviert. Wichtig ist, diese Ziele auch jemandem zu erzählen, der regelmäßig nachfragt, was sich getan hat, und ob man Unterstützung braucht.

Am Anfang des Jahres fangen viele Leute sehr freudig mit ihren Zielen und Vorsätzen an. Und geben auf, wenn es irgendwann schwierig wird. Doch Schwierigkeiten und Widerstände sind völlig normal. Sie sind ein Geschenk, die unsere Mutmuskeln nur umso stärker machen. Mit dieser Einstellung kann man Dinge mutig angehen.

Würden Sie sagen, dass es in unserer Gesellschaft auch allgemein mehr Mut braucht?

Pickard: Ja, wir brauchen viel mehr gesunde Fehlerkultur in unserer Gesellschaft. Und mehr Bereitschaft, Dinge auszuprobieren, auch wenn sie bis jetzt nicht komplett 150 Prozent durchdacht sind und wenn es das Risiko gibt, sie könnten nach hinten losgehen.

Ich komme aus Amerika, wo es eine ausgeprägte Ermutigungskultur und viel mehr Unterstützer für mutige Ideen gibt. Und wenn es mal nicht läuft, dann ist das kein Gesichtsverlust, sondern es heißt dann "Ach, Pech gehabt, schlechtes Timing, aber probiere es noch einmal." Und aus diesem Grund gibt es auch viel mehr Selbstständige in den USA als in Deutschland.

Was ist mit Ängsten, die nicht aktiv beeinflusst werden können, wie eine Gesellschaft, die sich negativ verändert oder Angst vor Kriegen?

Pickard: Bei solchen Riesen, die sich vor einem aufbauen, erzähle ich gerne die biblische Geschichte von David und Goliath. In der Geschichte sehe ich einen gesellschaftlichen Trend: Das ganze Volk Israel hat Angst vor seinen Gegnern, den Philistern.

Diese schicken ihren stärksten Mann, den Riesen Goliath, und der verhöhnt das Volk Israel, und alle zittern. Dann kommt David, ein Hirtenjunge, der sich nicht vor dem Krieg und der Ungerechtigkeit einschüchtern lässt. Sondern mit einem unkonventionellen Werkzeug - einer Steinschleuder - diesen Riesen bezwingt. Wir brauchen mehr solche Menschen, die sich vor scheinbar Unmöglichem nicht einschüchtern lassen!

Ich finde auch den deutschen Mauerfall ein Ereignis, das ermutigt: Niemand hätte gedacht, dass die Mauer fällt, aber durch eine friedliche Wende, die mit Friedensgebeten begann, war es möglich. Dies zeigt: Auch anscheinend unveränderbaren Entwicklungen stehen wir nicht machtlos gegenüber, wenn wir unseren Blick verändern und unseren Glauben nicht verlieren.

Christen haben allen Grund, die mutigsten und entschlossensten Menschen dieser Erde zu sein. Weil sie an einen Gott glauben, für den nichts unmöglich ist. Mit ihm können sie die Angst-Riesen unserer Zeit angehen.