Münsteraner Bischof kritisiert geplante Reform des Abtreibungsrechts

Münsteraner Bischof kritisiert geplante Reform des Abtreibungsrechts

Münster (epd). Der Münsteraner Bischof Felix Genn hat zum Jahreswechsel die geplante Neuregelung zum Schwangerschaftsabbruch kritisiert. Die derzeitige Regierung wolle noch eine rechtliche Regelung durchsetzen, „die ebenso wenig wie das Transplantationsgesetz mit unserem Menschenbild übereinstimmt“, sagte Genn am Dienstag laut Redetext in einem Silvestergottesdienst in der Stadt- und Marktkirche St. Lamberti in Münster. Er empfinde es als empörend, „wenn in letzter Minute solch wichtige Fragen unseres Lebens durchgeboxt werden“ sollten.

Es sei notwendig, die Dinge bis auf den Grund zu durchdenken, forderte der katholische Theologe. Er rief Christinnen und Christen auf, in den sozialen Medien „Zeugnis vom Gott des Lebens zu geben“.

Ein Gruppenantrag von Abgeordneten verschiedener Fraktionen im Bundestag sieht vor, dass bis zum Ende der zwölften Schwangerschaftswoche ein Abbruch der Schwangerschaft grundsätzlich nicht mehr rechtswidrig sein soll. Die fraktionsübergreifende Gruppe legte einen entsprechenden Gesetzentwurf vor, der Anfang Dezember in erster Lesung beraten wurde.

Kritisch äußerte sich Genn auch zu sozialen Medien. Angesichts einer Flut an Nachrichten und Meinungen komme es auf ein „tieferes Schauen auf die geistigen Hintergründe“ an. „Hass ist bekanntlich keine Meinung, aber für manche ist Hass zur Haltung geworden“, kritisierte Genn. Manches „Vogelgezwitscher“ würde sich als „falsche Krähe“ erweisen, sagte der Bischof mit Blick auf „Tweets“ (Deutsch: Gezwitscher).

Dinge könne man nur dann ändern, wenn man unter die Oberfläche schaue und nach dem Grund der Dinge frage, erklärte der Bischof. Statt anzuprangern, gelte es, Abhilfe zu schaffen. Dies sei Aufgabe von Christinnen und Christen in alltäglichen Begegnungen und Gesprächen.

„Wir stehen wieder am Ende eines Jahres, das von Leid, Elend und schlechten Nachrichten, aber auch von Hoffnungszeichen geprägt ist“, sagte Genn. Christliches Zeugnis sage jedoch aus, dass Gott „diese Welt in seinen Händen hält und deshalb weder die Putins noch die Trumps noch die Xis noch die Assads noch die Erdogans das letzte Wort behalten“.