Mehr als 2.800 Einsendungen für Unwort des Jahres 2024

Mehr als 2.800 Einsendungen für Unwort des Jahres 2024

Marburg (epd). Für die Wahl des „Unworts 2024“ hat die Jury der sprachkritischen Aktion mehr als 2.800 Einsendungen erhalten. In der ersten Januarwoche teile man die rund 600 vorgeschlagenen Begriffe danach ein, ob sie der Definition des Unworts entsprechen oder nicht, sagte die Sprecherin der Jury, die Marburger Professorin für Pragmalinguistik Constanze Spieß, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Bekanntgabe ist für den 13. Januar in Marburg geplant.

Die vorgeschlagenen Begriffe spiegelten die gesellschaftlichen Diskurse eines Jahres wider, erläuterte Spieß. Für das Thema Klima stünden 2024 Begriffe wie „Klimaaktivist“ oder „Klimaterrorist“ auf der Liste, wobei letzterer bereits 2022 zum Unwort des Jahres gekürt worden war.

In die diesjährige migrationspolitische Debatte passt der „Biodeutsche“ ebenso wie die vorgeschlagene Begriffskombination „illegale Migration“. „Menschenmaterial“ steht auf der Vorschlagsliste, das „Nutztier“ und auch „kriegstüchtig“. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte im Juni im Bundestag mit Blick auf den Krieg in der Ukraine gefordert, Deutschland müsse kriegstüchtig werden.

Wörter werden zu Unwörtern, wenn sie etwa der Menschenwürde widersprechen, diskriminierend oder beschönigend seien, erklärte die Juryvorsitzende. Eine solche Beschönigung sei beispielsweise das ebenfalls vorgeschlagene Wort „Tierwohl“ auf einer Fleischverpackung.

Die Reflexion und die Kritik des Gebrauchs von Unwörtern ziele ab „auf die Sensibilisierung für diskriminierende, stigmatisierende, euphemisierende, irreführende oder menschenunwürdige Sprachgebräuche“ und auf die Verantwortlichkeit der Einzelnen im Hinblick auf sprachliches Handeln, erläutert die 1991 gegründete zivilgesellschaftliche Aktion auf ihrer Website.

Der Jury gehören neben der Vorsitzenden Spieß die folgenden ständigen Mitglieder an: die Sprachwissenschaftler Kristin Kuck (Universität Magdeburg), Martin Reisigl (Universität Wien) und David Römer (Universität Kassel) sowie die Journalistin und Dozentin Alexandra-Katharina Kütemeyer. Sie werden in diesem Jahr durch die Publizistin Saba-Nur Cheema und den Publizisten Meron Mendel ergänzt.

Im vergangenen Jahr lautete das erste Unwort des Jahres „Remigration“. 2022 war es „Klimaterroristen“, 2021 „Pushbacks“.