Damit Menschen mit Behinderung mobil sind

Paravan
Paravan GmbH
Paravan ist Weltmarktführer, wenn es um behindertengerechte Fahrzeugumbauten geht.
Autofahren mit dem Joystick
Damit Menschen mit Behinderung mobil sind
Vom schwäbischen Tüftler und Kfz-Mechaniker zum Weltmarktführer für behindertengerechte Fahrzeugumbauten: In seiner Autobiografie berichtet Roland Arnold von seinem Wunsch und Weg, Menschen mit körperlichen Behinderungen mobile Freiheit zu geben.

Vor ein paar Tagen wurde bekannt, dass der Papst in Zukunft in einem neuen, elektrischen "Papamobil" von Mercedes auch barrierefrei unterwegs sein kann: Für die Mobilität des Papstes sorgen ein speziell entwickeltes Liftsystem und ein Sitz, der sich nach links und rechts drehen kann. Möglich macht das eine maßgeschneiderte Konstruktion von der Firma Paravan aus Pfronstetten-Aichelau auf der Schwäbischen Alb. Paravan ist Weltmarktführer, wenn es um behindertengerechte Fahrzeugumbauten geht. Wie der Gründer und Geschäftsführer der Firma, Ronald Arnold, dazu kam, berichtet er in seiner Autobiografie "Genial gezündet", die im Reutlinger Härter-Verlag erschienen ist.

Alles begann mit einem Erlebnis: An einer Autobahnraststätte in Chemnitz sah Arnold, wie ein Mann auf der Straße lag, neben ihm sein umgekippter Rollstuhl. Dessen Frau versuchte, ihn wieder in den Rollstuhl zu hieven, doch dieser rollte immer wieder weg. Roland Arnold half dem Mann in den Stuhl und brachte die beiden zu ihrem Auto. Dort wieder dasselbe Gehieve vom Rollstuhl auf den Beifahrersitz. Zu Hause sei ihr Mann mit einem Elektrorollstuhl unterwegs, den er mit einem Joystick bediene, erklärte die Frau. Doch dieser sei zu schwer für den Autotransport, weshalb sie unterwegs auf einen Klapprollstuhl auswichen.

Da kam Arnold ein Gedankenblitz: "Wenn es mit einem Joystick möglich ist, einen Rollstuhl zu steuern, dachte ich, dann muss es doch auch möglich sein, mit einem Joystick ein Auto zu steuern", erzählt Arnold in seinem Buch.
Die Idee ließ ihn nicht mehr los. 1998 gründete er die Firma Paravan. Er entwickelte das digital-elektronische Fahr- und Lenksystem "Space Drive", bei dem sich mit Gas-Bremsschieber, Joystick, Fahrradlenkung und Minilenkrad alle Funktionen wie Gas, Bremse und Lenkung bequem und sicher ausführen lassen. Jedes Auto wird individuell an die Bedürfnisse der Fahrer angepasst. Es ist mit dieser Technologie sogar möglich, dass Menschen ohne Arme und Beine mit Joystick Autorennen fahren.

Vom schwäbischen Kfz-Mechaniker zum Weltmarktführer für behindertengerechte Fahrzeugumbauten: In seiner Autobiografie berichtet Roland Arnold von seinem Wunsch und Weg, Menschen mit körperlichen Behinderungen mobile Freiheit zu geben.

Beim Autofahren mit der sogenannten "Drive-by-Wire Technik" wird das Fahrzeug rein über elektronische Impulse gesteuert. Auf die Lenksäule, ebenso wie auf Gas- und Bremspedal kann damit komplett verzichtet werden, da die Steuerung über Kabel bedient wird. Die Technologie, die für Menschen mit Behinderung entwickelt wurde, ist auch für autonomes Fahren interessant, da es mit ihr möglich ist, ohne mechanische Verbindung zwischen Lenkrad und Lenkgetriebe Auto zu fahren. Flexible Schnittstellen sorgen dafür, dass mit verschiedenen Systemen kommuniziert werden kann.

Paravan bietet neben behindertengerechten Autoumbauten auch Rollstühle an, die als Fahrersitz dienen können, da sie mit einer Docking-Station fest mit dem Auto verankert werden. Auch elektrische Stehrollstühle wurden entwickelt, die eine Hebefunktion haben, mit der die Rollstühle hochgefahren werden können, um sich mit anderen, stehenden Personen, auf Augenhöhe zu unterhalten. Außerdem bietet Paravan mitwachsende Rollstühle für Kinder an. 

Josia Topf, Olympiasieger im Paraschwimmen bei den Paralympics in Paris 2024, schreibt in dem Buch, dass die Firma Paravan sein Leben verändert hat. "Ich habe sehr kurze Arme und steife, unterschiedlich lange Beine." Da sei die Vorstellung, dass er mit 18 seinen Führerschein machen und Auto fahren könnte, einfach unglaublich gewesen. Doch nun besitze er einen umgebauten 1er-BMW, mit dem er zum Training und zum Studium fahre sowie Freunde besuche. So könne er unabhängig sein. Unternehmer Arnold schreibt am Ende von "Genial gezündet", er freue sich, Menschen mit Behinderung durch seine Autoanpassungen und andere Angebote mehr Selbstbestimmung und Lebensqualität zu ermöglichen. "Und so machen wir einfach weiter, denn: Geht nicht, gibt's nicht." 

Roland Arnold mit Shirley Michaela Seul: Genial gezündet. Das Tornado-Prinzip des Paravan-Gründers Roland Arnold. Härter Verlag, 250 Seiten, 24 Euro