Berlin (epd). In seiner Weihnachtsansprache hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier der Opfer der Amokfahrt in Magdeburg gedacht und zu gesellschaftlichem Zusammenhalt aufgerufen. „Hass und Gewalt dürfen nicht das letzte Wort haben. Lassen wir uns nicht auseinandertreiben“, sagte Steinmeier in der traditionellen Ansprache des Staatsoberhauptes zu Weihnachten. Zusammenhalt, wenn es darauf ankomme, mache Deutschland aus.
„Vielen wird das Herz schwer sein an diesem Weihnachtsfest“, sagte Steinmeier. Sie seien aufgewühlt oder verunsichert und vielleicht hätten sie auch Angst. Der Bundespräsident äußerte Verständnis für diese Gefühle, wies aber zugleich darauf hin, dass sie die Menschen nicht beherrschen oder lähmen dürften.
Am Freitagabend war ein 50-jähriger Mann mit einem Auto ungebremst durch eine Budengasse auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt gerast. Dabei wurden fünf Menschen getötet und mehr als 200 Menschen verletzt. Der aus Saudi-Arabien stammende Täter war in den sozialen Netzwerken als aggressiver Islamkritiker und AfD-Sympathisant aufgefallen.
Steinmeier wandte sich direkt an die Angehörigen und Freunde der Toten. „Wir können nur erahnen, was sie durchmachen, welche Qualen sie erleiden“, sagte der Bundespräsident. In ihrem Leben sei nichts mehr wie zuvor. Den Hinterbliebenen versicherte er: „Sie sind mit Ihrem Schmerz nicht allein. Die Menschen überall im Land fühlen und trauern mit Ihnen.“
Den Verletzten wünschte Steinmeier eine rasche Genesung. Zugleich sprach er den Einsatzkräften seinen Dank aus. Sie hätten am Abend des Anschlags und in den Tagen danach vor Ort Hilfe geleistet und Trost gespendet und täten dies auch jetzt in den Weihnachtstagen.
Der katholische Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, ging in seiner Weihnachtspredigt am Heiligabend im Liebfrauendom ebenfalls auf die Amokfahrt in Magdeburg ein. Er sagte laut seinem vorab vom Erzbistum verbreiteten Manuskript: „Welch' sinnlose Grausamkeit, welch' eine Wahnsinnstat!“ Der Anschlag vom vergangenen Freitag nähre „Angst, Zweifel und Hoffnungslosigkeit“. Marx rief die Menschen aber auch dazu auf, „im Dickicht von Hass und Polarisierung“ die Augen aufzumachen und Brücken der Versöhnung zu bauen, wie es in einer Mitteilung der Diözese heißt.