EKD-Auslandsbischöfin besorgt über Lage der Christen in Syrien

EKD-Auslandsbischöfin besorgt über Lage der Christen in Syrien

Frankfurt a.M. (epd). Die Auslandsbischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bosse-Huber, sieht die Christen in Syrien nach dem Sturz des Assad-Regimes vor einer schwierigen Situation. „Viele fragen sich: Wie islamistisch geprägt wird die neue Verfassung, und was ist künftig mit Menschenrechten, Religionsfreiheit oder Frauenrechten?“, sagte Bosse-Huber der „Frankfurter Rundschau“ (Montag/Online): „Die Stimmung bei den Christen ist ambivalent.“

„Wir sind den syrischen Christinnen und Christen immer eng verbunden gewesen“, fügte Bosse-Huber hinzu: „In der Region um Syrien ist das Christentum entstanden und hat sich dann in alle Welt verbreitet.“ Selbst Protestanten, „die in dieser Hinsicht eher nüchtern sind, sehen dort heilige Orte, die die syrisch-orthodoxen Christen für uns all die Jahre bewahrt haben“.

Das verbinde „uns als dortige Minderheitenkirche mit der großen syrisch-orthodoxen Kirche“, sagte Bosse-Huber. Deren Mitglieder seien während des Bürgerkriegs millionenfach geflohen, zum Beispiel nach Deutschland. Die dort blieben, versuchten zumindest, die christliche Präsenz zu sichern und für die verbliebenen Menschen in Syrien da zu sein.

Sie höre aus Syrien auf der einen Seite unbändige Freude über den Sturz Assads, so die evangelische Theologin: „Sie müssen sich das Empfinden der meisten Syrer und Syrerinnen so vorstellen, wie es damals für die Deutschen mit dem Mauerfall war. Das war nicht mehr für möglich gehalten worden und kam dann vollkommen unvermittelt.“ Diese Erleichterung baue auch darauf, dass die jetzigen Machthaber versprochen hätten, gemeinsam mit den Minderheiten eine neue Zivilgesellschaft aufzubauen.

Die politische Diskussion in Deutschland vermittele den falschen Eindruck, dass alle Syrer jetzt auf gepackten Koffern sitzen und nach Hause wollten, sagte Bosse-Huber: „Das ist ein zerstörtes Land. Das ist ein Land ohne Infrastruktur. Da muss noch viel passieren - jenseits des Sturzes von Assad -, damit die vielen, die wirklich auch zurückkehren wollen, eine Chance haben, dieses Land wieder aufzubauen.“ Im Moment sei Syrien immer noch in einer desaströsen humanitären Lage.