Magdeburg (epd). Auf den Weihnachtsmarkt in der Innenstadt von Magdeburg ist ein mutmaßlicher Anschlag verübt worden. Ein Auto ist am Abend in die Menschenmenge auf dem Alten Markt gefahren. Wie Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) am Freitagabend in Magdeburg sagte, sind dabei zwei Menschen ums Leben gekommen. Eines der Opfer soll ein Kleinkind sein. Zahlreiche weitere Personen wurden verletzt und schwerverletzt.
Landesinnenministerin Tamara Zieschang (CDU) sagte, der mutmaßliche Täter sei festgenommen worden. Es handle sich um einen 50-jährigen Mann aus Saudi-Arabien. Er sei im Jahr 2006 erstmals nach Deutschland eingereist. Der Mann habe einen unbefristeten Aufenthaltstitel gehabt und sei zuletzt als Arzt in Bernburg in Sachsen-Anhalt tätig gewesen. Zieschang sprach von einem der schwärzesten Tage für Magdeburg und Sachsen-Anhalt.
Haseloff zufolge werden Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (beide SPD) am Samstag nach Magdeburg kommen. Scholz habe in einem Telefonat mit Haseloff sein tiefes Bedauern und seine Betroffenheit ausgedrückt. „Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen“, schrieb Scholz am Freitagabend auf der Social-Media-Plattform X. Zudem gibt es laut Haseloff Signale, dass der Generalbundesanwalt die Ermittlungen übernehmen wolle. Es bestehe womöglich ein Zusammenhang mit dem achten Jahrestag des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt auf dem Berliner Breitscheidplatz am 19. Dezember 2016.
Die Magdeburger Oberbürgermeisterin Simone Borris (parteilos) sagte, an der Johanniskirche, die unmittelbar am Tatort liegt, sei ein Gedenkort eingerichtet worden. Am Samstagabend soll zudem um 19 Uhr ein Gedenkgottesdienst im Magdeburger Dom stattfinden.
Die Stadt Magdeburg schrieb auf der Plattform X, etwa 100 Kräfte der Feuerwehr und 50 Kräfte des Rettungsdienstes seien im Einsatz. Laut Polizei wird der Täter derzeit vernommen. Man gehe von einer Einzeltat aus. Der Verdacht auf einen Sprengsatz in dem Auto hat sich nach Angaben der Polizei aber nicht bestätigt.
Der Magdeburger Dom war am Abend zunächst für Hilfesuchende geöffnet, wurde aber nach Angaben eines Sprechers der mitteldeutschen Landeskirche aus Sicherheitsgründen wieder geschlossen. Am Samstag werde der Dom wieder geöffnet sein und stehe allen Menschen offen. Notfallseelsorger seien am Abend weiter im Einsatz.
Der mitteldeutsche Landesbischof Friedrich Kramer sagte in einer ersten Stellungnahme, man sei in Gebeten und Gedanken bei den Opfern und Angehörigen. Der katholische Magdeburger Bischof Gerhard Feige sagte, gerade in diesen Tagen vor Weihnachten sei eine solche Tat umso erschreckender und abgründiger. „Zugleich sehe ich in diesem Vorfall aber auch die Herausforderung für unsere Gesellschaft, jeglichem Extremismus noch entschiedener entgegenzutreten und sich noch mehr für ein friedvolles Miteinander einzusetzen“, sagte Feige weiter.
Auch die katholische Kathedrale St. Sebastian war am Abend für Besucher geöffnet und werde auch am Samstag wieder offenstehen, hieß es. Die Pfeifferschen Stiftungen Magdeburg haben ein Servicetelefon für Angehörige eingerichtet. Hier stehen demnach ebenfalls ein Ruheraum sowie Seelsorge und Begleitung zur Verfügung.