In der Stille der Kirche gedenken wir gerne den Menschen, die uns nahe sind. Den Lebenden und den Toten. Wir wollten von unseren Usern wissen, für welche Menschen sie eine Kerze anzünden und die Antworten sind nicht immer so klar wie zum Beispiel die von Alois, der an seine Mutter denkt oder die von Ulrike, die eine Kerze für ihre Familie entzündet. Mutter, Vater und auch Haustiere liegen unseren Usern am Herzen. Beate schreibt zum Beispiel, dass sie beim Anzünden der Kerze an ihre Katze denkt, "die ich morgen beisetze".
Bei manchen Antworten springt das Kopfkino an. Wie zum Beispiel bei dem Kommentar, den Irmela hinterlässt: "Stellvertretend für meine Schwester, die zu weit weg lebt, für ihren verstorbenen Partner - meinen Schwager und für meine Lebenspartner, von denen ich nicht weiß, ob sie noch am Leben sind. GOTT möge mit ihnen sein!" Oder wie bei Daniela, die schreibt: "An meinen verstorbenen Mann, meine beiden Jungs und die Bitte, dass aus uns allen - meinem neuen Lebensgefährten und seinen Kindern eine Familie werden kann."
Nicht jeder möchte verraten, wem er gedenkt. Karin bringt dies auf den Punkt: "Wenn ich in der Kirche eine Kerze anzünde, dann ist es sehr persönlich und ich würde es hier nicht veröffentlichen."
Das Illuminieren wird aber auch oft mit einem Wunsch verbunden wie bei Benita, die für den Kinderwunsch einer Freundin ein Licht entzündet hat. "Hat geklappt, das Kind kommt in den Kindergarten." Oder die Mutter von Petra, die wiederum an diese in der Kirche denkt: "Meine Mama hat früher immer eine Kerze in der Kirche angezündet, wenn etwas besonderes anstand: Klassenarbeiten, Prüfungen, OP's und Reisen."
"Dass evangelisch.de danach fragt, weckt in mir so viele Erinnerungen", schreibt Elisabeth. Sie gedenkt ihrem Vater, "der evangelischer Pfarrer war und Kerzenlicht liebte". Weiter schreibt sie: "Er hat mir gesagt, dass ich auch auf seinem Grab Kerzen leuchten lassen soll. Ihm bedeuteten gute Kerzen sehr viel, da sein Großvater Imker war und Wachswaben an einen Kerzenhersteller lieferte."
"In der evangelischen Kirche hat das etwas Gutes"
Es scheint so. als würde das Ritual des Kerzenanzündens in evangelischen Kirchen nicht gleichermaßen gepflegt wie in katholischen. So schreibt Rita zunächst, dass sie auch ohne besonderes Anliegen gerne in der Kirche eine Kerze anzündet. "Da es in unserer evangelischen Kirche keine Möglichkeit dazu gibt, gehe ich halt ein paar Meter weiter zu den Katholiken." Auch Thomas-Alex sagt: "Ich möchte empfehlen, dass auch evangelische Kirchengemeinden Kerzen in Kirchen anbieten. Wir machen das und freuen uns darüber, dass reger Gebrauch davon gemacht wird. Die Kirche ist an zwei Tagen in der Woche geöffnet, sie liegt in der Innenstadt und ist nicht weit entfernt vom örtlichen Krankenhaus. Viele zünden Kerzen an, weil sie Sorgen haben oder für Angehörige."
Susanne ist katholisch und geht dagegen zum Kerzeanzünden in eine evangelische Kirche: "Ich wollte das schon immer gerne machen. Aber mir hat in einer katholischen Kirche einfach der Mut dazu gefehlt. In der evangelischen Kirche hatte das etwas Gutes für mich."
Die Kirche hat ihre besondere Magie. Sabine: "Nirgendwo sonst kann ich ruhig und behütet allein mit meinem Vater sein. Nirgendwo sonst kann ich weinen um ihn, kann ihm erzählen, fragen, danken. Ein Licht anzuzünden, ist Hoffnung auszusenden. Aber ein Licht anzuzünden in einer Kirche ist erst die Vollendung von Gedenken, von stillem Gedenken in einem heiligen Raum."
Schön sind die Geschichten, die wir zu hören bekommen. Erika schreibt: "Der Ursprung für das Lichtanzünden liegt in meiner Kindheit bei einem Besuch in einer katholischen Kirche in der Heiligen Nacht. Es nahm mich ein guter Freund der Familie mit, der Flüchtling war. Er hatte keine Angehörigen mehr, hatte nicht geheiratet und seine Mutter war verstorben. Er betete nach dem Kerzeanzünden und sprach dann zu mir: 'Ich habe keinen mehr, der für mich eine Kerze anzündet.' Das habe ich mir als Zehnjährige zu Herzen genommen und habe in fast jeder Kirche, in der eine Möglichkeit bestand, nur für ihn eine Kerze angezündet."
Dorothee denkt an ihre Schwiegermama. "Eine sehr liebevolle Frau, die mich offen aufgenommen hat. Wir haben uns bis zur Hochzeit gesiezt, und dann durfte ich Mama zu ihr sagen. Ich danke ihr, dass sie mir diesen Wunsch erfüllt hat und natürlich, dass ich ihren Sohn haben durfte." Romantisch bleibt es auch bei Sabine Lieselotte Maria. Sie gedenkt der "Familie, allen Verstorbenen aber besonders meinem Ehemann, der im Juni 2024 nach kurzer schwerster Krankheit voraus gegangen ist. Wir waren fast 40 Jahre ein Paar. 1988 haben wir uns vor Gott die ewige Treue geschworen. Und diese große Liebe geht über den Tod hinaus. Er wird mir einen Platz freihalten an Gottes Tafel".
Es wird den Lebenden und den Toten gedacht. Martina: "Ich zünde immer zwei Kerzen in der Kirche an, eine für alle Menschen, die ich liebe und die schon verstorben sind und eine Kerze für alle Menschen, die ich liebe und die leben." Sylvia schreibt: "Ich denke an meine Familie, die schon im Himmel ist und an Frieden für die Welt."
Nicht jeder aber sucht die Kirche auf, um dort eine Kerze zu erleuchten. Dieter schreibt: "Es muss nicht eine Kerze in einer Kirche sein. Es geht auch zuhause, denn es gilt das mit der Erinnerung einhergehende Anzünden einer Kerze. Alleine. In stiller und ungeteilte Andacht."