Traditionell bringt in Italien nicht der Nikolaus oder der Weihnachtsmann die Geschenke, sondern die Befana. In Italien fliegt die Hexe mit ihrem Besen am Dreikönigstag von Kamin zu Kamin und füllt, ganz ähnlich wie ihr Kollege Nikolaus, die Strümpfe der Kinder. Obwohl sie als Hexe eine deutlich unheimlichere Figur ist als der rotwangige Nikolaus, ist sie im Kern überaus herzensgut und liebenswert. Aber nicht zu jedem…
Denn unartigen Kindern bringt sie keine Geschenke, sondern straft sie, denn die Befana ist Nikolaus und Knecht Ruprecht in einem und nicht nur. Wie die Heiligen Drei Könige ist auch sie auf der Suche nach dem Christkind, dem Heiland, der in Bethlehem geboren ist. Ihr Name stammt daher auch von Epiphanie, dem Kirchenfest der Erscheinung des Herrn, ab. In den biblischen Weihnachtsgeschichten werden die Weisen aus dem Morgenland von einem strahlenden Stern nach Betlehem zum neugeborenen König der Juden geführt.
Nach ihrem Volontariat in der Pressestelle der Aktion Mensch arbeitete Alexandra Barone als freie Redakteurin für Radio- und Print-Medien und als Kreativautorin für die Unternehmensberatung Deloitte. Aus Rom berichtete sie als Auslandskorrespondentin für Associated Press und für verschiedene deutsche Radiosender. Seit Januar 2024 ist sie als Redakteurin vom Dienst für evangelisch.de tätig.
In vielen Gemälden rund um die Heiligen Drei Könige spielt der Stern aber nur eine kleine Rolle am Rand, eine eher symbolische. In der christlich geprägten Kultur signalisiert der leuchtende Himmel über der Krippe, dass sich damals in Betlehem etwas Weltbewegendes abgespielt hat, etwas, das den Kosmos und die Geschichte veränderte. Der Evangelist Matthäus erzählt von sternkundigen Magiern aus dem Orient, die plötzlich in Jerusalem auftauchen, nach einem neugeborenen König fragen. Sie sorgen damit für Verwirrung, denn bei seinem eigenen Volk, den Juden, stößt der Messias auf Ablehnung. Hingegen sind die Heidenvölker, die die Magier repräsentieren, noch vor Israel zum Glauben an Jesus als den Messias gelangt.
Aber das ist eine andere Geschichte, bleiben wir also beim Thema Hexe: Wie die drei Weisen hat der Sage nach auch die Befana von der Geburt Jesu gehört. Sie erfährt von den Hirten die frohe Botschaft, die ihr raten, dem Stern von Bethlehem zu folgen, der sie zur Krippe führt. Doch im Gegensatz zu Caspar, Melchior und Bathasar hat die Befana als echte Italienerin die Ruhe weg, bricht zu spät auf und verpasst den Stern. So einfach gibt sie aber nicht auf: Da der wegweisende Stern schon erloschen ist, fliegt sie daher von Haus zu Haus und bringt Geschenke in der Hoffnung, dass eines der Kinder das Christkind sei.
Während das Christkind, also Jesus, und seine Familie von den Weisen aus dem Morgenland Gold, Weihrauch und Myrrhe erhalten, bringt die Befana Geschenke jeder Art und für die bösen Kinder auch Kohlestückchen. Aber in Italien haben sogar die Kinder Glück, die Kohle finden: Die sogenannte "carbone dolce", also süße Kohle, ist schwarz eingefärbte Zuckermasse – süß und lecker. Als Dankeschön stellen die Kinder der Befana nicht – wie in Amerika dem Weihnachtsmann – Kekse und Milch hin, sondern eine Mandarine oder Orange und, natürlich, ein Glas Rotwein.
Im Laufe der Zeit überwogen die positiven Aspekte ihrer Gestalt, sodass sie heute in erster Linie als gute Hexe gilt. Die ganze Weihnachtsdekoration bleibt in Italien noch bis zum 6. Januar erhalten, denn das ist der letzte Festtag. Sind die Strümpfe der Kinder mit Geschenken und Süßigkeiten erst einmal gefüllt, endet auch offiziell das Weihnachtsfest und der Christbaum wird von seinem Schmuck befreit. Zur Legende der Weihnachtshexe gibt es nicht nur einen sehr berühmten Kinderreim, sondern auch den Weihnachtsfilm "The Legend of the Christmas Witch - The Origins" mit der italienischen Schauspielerin Monica Bellucci - unter anderem bekannt aus der zweiteiligen Bibelverfilmung "Die Bibel - Josef".