Wiesbaden (epd). Auswanderer aus Deutschland können mit dem Fortzug meist ihre Lebenszufriedenheit deutlich steigern. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Mittwoch vorgestellte Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) in Wiesbaden. Im Verlauf der ersten zwölf Monate nach einer Auswanderung steige die Zufriedenheit auf einer Skala von 0 bis 10 um durchschnittlich 0,5 Punkte an. Dies sei doppelt so viel wie bei einem Umzug innerhalb Deutschlands oder nach der Geburt eines Kindes, hieß es.
Die Studie basiert auf Daten aus einer umfangreichen, repräsentativen Langzeitbefragung im Zeitraum 2017 bis 2022. Dabei wurde die Entwicklung der persönlichen Befindlichkeit von Auswanderern und in Deutschland Verbliebenen im Alter zwischen 20 und 70 Jahren miteinander verglichen. Die Zahlen zeigen auch, dass das Plus an Zufriedenheit mit der Zeit im Ausland langsam wieder abflacht. Faktoren wie die Coronavirus-Pandemie und zunehmende gesundheitliche Probleme im höheren Alter seien für den Vergleich herausgerechnet worden.
Entscheidenden Einfluss darauf, wie glücklich die Menschen nach einer Auswanderung im Zielland leben, hat offenbar die Frage, wer die Entscheidung zu dem Schritt trifft. Die stärkste positive Veränderung stellte die Untersuchung für Singles fest - „also die Gruppe, die in ihrer Entscheidung vergleichsweise unabhängig ist“. Bei Personen, deren Auswanderung maßgeblich durch den Partner oder die Partnerin bestimmt worden sei, sei der Zuwachs deutlich schwächer ausgefallen.
Die Anzahl der Kinder, Erwerbsstatus oder die Bewertung des Haushaltseinkommens verstärkten demnach den Zusammenhang zwischen Auswanderung und Lebenszufriedenheit nicht spürbar. Zudem fänden sich „keine Unterschiede in der Lebenszufriedenheit zwischen auswandernden Männern und Frauen“.
Empfehlungen dazu, in welchen Ländern Auswanderer aus Deutschland am glücklichsten werden, bietet die BiB-Studie nicht. Die Zahlenmengen seien nicht groß genug gewesen, um belastbare Aussagen zu einzelnen Staaten zu treffen, sagte Co-Autor Heiko Rüger dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass migrationsbedingte Veränderungen des subjektiven Wohlbefindens nicht linear von kulturellen und wirtschaftlichen Unterschieden beeinflusst werden“, erklärte er. Eine Rolle spielten die Durchlässigkeit ethnischer Grenzen und Anpassungskosten im Zielland.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gab es in den vergangenen Jahren jeweils zwischen 750.000 und 1,1 Millionen Fortzüge aus der Bundesrepublik ins Ausland. Darunter waren pro Jahr zwischen 220.000 und 280.000 deutsche Staatsbürger.
Auch die einheimische Bevölkerung könne von Auswanderung profitieren, hieß es ausdrücklich: „Vor dem Hintergrund, dass viele nur für eine bestimmte Zeit im Ausland bleiben und dann wieder zurückkehren, können Auslandsaufenthalte das subjektive Wohlbefinden der Bevölkerung in Deutschland fördern“. Dies gelte sogar dann, wenn Erwerbspersonen Deutschland „zumindest zeitweise verlassen, die in vielen Sektoren dringend gesucht werden“.