FDP-Politiker Ullmann: Prämie bei null Fehlzeiten ist sinnvoll

FDP-Politiker Ullmann: Prämie bei null Fehlzeiten ist sinnvoll

Frankfurt a.M. (epd). Der FDP-Gesundheitspolitiker Andrew Ullmann hält gezielte finanzielle Anreize für Beschäftigte zum Reduzieren von Fehlzeiten für beispielgebend. In der von Mercedes-Chef Ola Källenius angestoßenen Debatte um hohe Krankenstände in Deutschland nannte es Ullmann eine „verantwortungsvolle Eigeninitiative“ der Kieler Verkehrsgesellschaft (KVG), den Beschäftigten eine Prämie von bis zu 1.000 Euro jährlich zu zahlen, wenn sie sich nicht krankmelden.

Der Mediziner und Gesundheitspolitiker sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), jeder Missbrauch von Krankmeldungen belaste nicht nur das System, sondern auch Kolleginnen und Kollegen, die solidarisch einspringen. „Gleichzeitig ist aber auch klar, dass die überwiegende Mehrheit der Beschäftigten ihre Arbeitsunfähigkeitsmeldungen aus berechtigten Gründen einreicht“, fügte Ullmann hinzu: „Ein Generalverdacht gegenüber Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern wäre daher weder gerecht noch zielführend.“

Mercedes-Chef Källenius hatte das bisherige Verfahren der Krankmeldungen für Arbeitnehmer in Deutschland infrage gestellt. „Es darf nicht so einfach sein, sich krankzumelden. Wer ungerechtfertigt krankmacht, verhält sich unsolidarisch“, sagte Källenius der „Süddeutschen Zeitung“ (Samstag). Er führte an, dass die Fehlzeiten an Mercedes-Standorten im Ausland teils deutlich niedriger sind als in Deutschland.

Um Missbrauch zu vermeiden, sollten aus Ullmanns Sicht alle Formen der Krankschreibung standardisiert werden. Die Selbstverwaltung der Mediziner müsse vom Gesetzgeber beauftragt werden, eine praxisnahe Umsetzung sicherzustellen. Eine mögliche Regelung wäre aus Sicht des FDP-Politikers, dass telefonische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen nur bei Kurzzeiterkrankungen wie Erkältungen oder grippalen Infekten und maximal einmal pro Quartal ausgestellt werden dürfen. „So bleiben die Vorteile der telefonischen Krankschreibung erhalten, während eine übermäßige Nutzung verhindert wird“, sagte er.

Grundsätzlich sollten aus Ullmanns Sicht die Möglichkeiten zur Ausstellung digitaler Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen weiter verbessert werden. Ein kurzes, strukturiertes Online-Gespräch oder ein Telefonat könnten genügen, um die Symptome zu besprechen, ohne dass ein persönliches Erscheinen erforderlich ist, sagte der Mediziner. So könne das Risiko einer Ansteckungskette in der Arztpraxis reduziert werden.

Ullmann beklagte das häufige Fehlen epidemiologischer Daten, die ein besseres Verständnis der Krankheitshäufigkeit in der Bevölkerung ermöglichen würden. „Es bedarf einer verbesserten Datenlage, um regionale Krankheitsgeschehen besser zu analysieren und zu verstehen“, sagte er. Dafür müsse der öffentliche Gesundheitsdienst gestärkt werden.