Frankfurt a.M. (epd). Die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ stellt den Betrieb ihres Rettungsschiffes „Geo Barents“ im Mittelmeer ein. Die massiven Beschränkungen der Arbeit durch die italienischen Behörden machten einen Weiterbetrieb derzeit untragbar, erklärte die Organisation am Freitag. Zwar wolle „Ärzte ohne Grenzen“ weiter in der Seenotrettung aktiv bleiben, müsse zunächst jedoch ausloten, wie das „in einem derart schwierigen Umfeld“ möglich sei.
Die „Geo Barents“ wurde seit 2021 von der Organisation für die Rettung Geflüchteter im Mittelmeer eingesetzt. In den vergangenen zwei Jahren allerdings sei das Schiff für bis zu 600 Menschen viermal von den italienischen Behörden festgesetzt worden, insgesamt für 160 Tage.
Grundlage für die Strafe ist das sogenannte Piantedosi-Dekret von 2023, das die Rettungsschiffe dazu zwingt, nach dem ersten Einsatz den meist weit entfernten zugewiesenen Hafen anzusteuern, ohne auf dem Weg weitere Menschen aus Seenot an Bord zu nehmen. So habe die „Geo Barents“ ein halbes Jahr allein mit den langwierigen Fahrten zu den Häfen verbracht.
Nach reiflicher Überlegung habe die Organisation deshalb entschieden, die „Geo Barents“ „angesichts solch absurder italienischer Gesetze und Vorgehensweisen“ aus dem Verkehr zu ziehen, erklärte der Koordinator für die Rettungseinsätze, Juan Matias Gil. Für das weitere Vorgehen zieht „Ärzte ohne Grenzen“ nach eigenen Angaben unter anderem den Einsatz kleinerer und schnellerer Schiffe in Betracht. Es sei jedoch noch nichts entschieden.
Das Mittelmeer gilt als eine der gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Dabei gibt es keine staatlich organisierte Seenotrettung. Lediglich private, vorwiegend von Spenden finanzierte Initiativen halten nach Geflüchteten in Not Ausschau. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration IOM starben in diesem Jahr bisher 2.140 Menschen bei der Überquerung des Mittelmeers. Die Dunkelziffer liegt vermutlich viel höher.