Accra, Bamako (epd). In Mali sind die Armee, die russische Wagner-Gruppe sowie islamistische bewaffnete Gruppen laut Human Rights Watch für Gräueltaten an der Bevölkerung verantwortlich. Dies geht aus einem Bericht der Menschenrechtsorganisation hervor, der am Donnerstag veröffentlicht wurde. Seit dem Abzug der UN-Friedensmission Minusma vor einem Jahr hätten alle Konfliktparteien immer wieder schwere Übergriffe auf Zivilistinnen und Zivilisten begangen. Das Versäumnis der malischen Behörden, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen, habe den Weg für weitere Gräueltaten geebnet.
Human Rights Watch (HRW) dokumentiert in dem Bericht die vorsätzliche Ermordung von mindestens 32 Zivilistinnen und Zivilisten durch malische Streitkräfte und russische Söldner der Wagner-Gruppe in Zentral- und Nordmali seit Mai. In dem Zeitraum hätten Soldaten und russische Paramilitärs zudem vier Personen gewaltsam verschwinden lassen und mindestens 100 Häuser niedergebrannt. Die islamistischen Gruppen JNIM und der Islamische Staat in der Großsahara (ISGS) haben HRW zufolge seit Juni mindestens 47 Menschen hingerichtet und Tausende vertrieben.
Aufgrund der schwierigen Recherchen in Zentral- und Nordmali sind die Zahlen HRW zufolge konservative Schätzungen. Die Sahelexpertin der Organisation, Ilaria Allegrozzi, warf den Konfliktparteien vor, mit den Angriffen auf Zivilistinnen und Zivilisten gegen das Kriegsrecht zu verstoßen.
Die UN-Mission hatte sich auf Anordnung der malischen Militärjunta am 31. Dezember 2023 aus dem westafrikanischen Land zurückgezogen. Seit 2021 kämpfen Söldner der russischen Wagner-Gruppe mit der malischen Armee gegen Rebellen und islamistische Milizen, die seit mehr als zehn Jahren vor allem den Norden des Landes kontrollieren. Juntachef Assimi Goïta putschte sich 2021 an die Macht und begründet dies mit der schlechten Sicherheitslage. Doch die Situation für die Bevölkerung hat sich seitdem weiter verschlechtert.