Frankfurt a.M. (epd). Forschende der Senckenberg-Gesellschaft zeigen in einer Studie, dass die Vielfalt von Insekten stärker mit der Landnutzung als mit Wetter- oder Klimaeinflüssen zusammenhängt. Gebiete mit niedrig wachsender Vegetation wiesen bis zu 58 Prozent mehr Artenvielfalt auf als beispielsweise Wälder, teilte die Senckenberg-Gesellschaft am Mittwoch in Frankfurt am Main mit. Ein Problem sei, dass artenreiche Gebiete nur unzureichend geschützt seien. Veröffentlicht wurde die Studie im Fachjournal „Conservation Biology“.
„Um dem Insektensterben entgegenzuwirken, müssen wir die Hauptursachen für den Rückgang der verschiedenen Arten ermitteln und feststellen, welche Insektengruppen noch nicht ausreichend geschützt sind“, sagte der Gewässerökologe Peter Haase vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt. Dazu hätten die Forscherinnen und Forscher ein deutschlandweites Langzeitmonitoring der Insektenfauna etabliert. Es erlaube, die Unterschiede zwischen den Lebensräumen der Insekten zu erfassen, etwa in Städten, Wäldern und auf landwirtschaftlichen Flächen. Mithilfe des Monitorings könne auch zwischen natürlichen Schwankungen im Vorkommen von Insekten und echten Trends unterschieden werden.
Durch die gezielte Beobachtung seit 2019 seien beispielsweise knapp 32.000 Insektenarten aus mehr als 2.000 Proben identifiziert worden, darunter 8.000 Arten, die bislang aus Deutschland unbekannt gewesen seien, heißt es in der Mitteilung. Das sei „ein Meilenstein, der zeigt, wie wenig wir in Deutschland über unsere artenreichste Tiergruppe wissen“, sagte der Senckenberg-Forscher und Erstautor der Studie, James S. Sinclair.
Neben der Bestäubung von Pflanzen zersetzen Insekten den Angaben zufolge organisches Material und tragen damit zur Bodenfruchtbarkeit bei. Zudem seien sie Nahrung für andere Tiere. Ihr Rückgang gefährde die Stabilität der Ökosysteme und die Lebensgrundlage der Menschen.