Dortmund (epd). Mehr als zwei Jahre nach den tödlichen Schüssen auf einen 16 Jahre alten Flüchtling bei einem Polizeieinsatz in Dortmund will das Landgericht am Donnerstag das Urteil gegen die fünf angeklagten Beamten verkünden. Die Staatsanwaltschaft fordert in dem Prozess am Landgericht Dortmund eine zehnmonatige Bewährungsstrafe für den 56 Jahren alten Einsatzleiter. Die vier übrigen Angeklagten, darunter der 31 Jahre alte Schütze, sollen laut Plädoyer der Anklagebehörde freigesprochen werden. Die Verteidigung plädierte auf Freispruch für alle Angeklagten.
Die Polizei war am 8. August 2022 zu einer Jugendhilfeeinrichtung in der Dortmunder Nordstadt ausgerückt, weil der junge Mouhamed Dramé aus dem Senegal dort mit einem auf sich selbst gerichteten Messer verharrte - offenbar wollte er sich das Leben nehmen. Nachdem Dramé auf Anweisung des Einsatzleiters mit Pfefferspray besprüht wurde, bewegte er sich auf die Beamten zu. Diese setzten Taser ein und einer der Polizisten gab mit einer Maschinenpistole sechs Schüsse auf den Jugendlichen ab. Dramé wurde von fünf Schüssen getroffen.
Der Vorfall sorgte bundesweit für Schlagzeilen und löste eine Diskussion über Polizeigewalt aus. Den Einsatzkräften wurden rassistische Motive vorgeworfen. Für Unverständnis sorgte auch die Tatsache, dass die Bodycams der Polizisten während des Einsatzes ausgeschaltet waren.