Göttingen (epd). Nach dem Zusammenbruch des Assad-Regimes in Syrien hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) die Bundesregierung aufgefordert, sich aktiv für einen Übergangsprozess einzusetzen, in dem demokratische Strukturen gestärkt werden. „Bis das nicht gewährleistet ist, warnen wir vor vorschnellen Aufrufen zur Rückkehr von Geflüchteten“, sagte Kamal Sido, Nahost-Referent bei der Menschenrechtsorganisation mit Sitz in Göttingen.
Zwar freuten sich viele Menschen in Syrien über den Sturz Assads, doch die Lage in dem Land sei von großer Unsicherheit geprägt, viele Syrerinnen und Syrer blickten weiterhin mit Sorge in die Zukunft, sagte Sido. „Die Islamisten, die nun die Macht übernehmen wollen, warten auf Rache oder darauf, endlich einen islamistischen Staat in Syrien zu errichten“, erläuterte er. „Die Syrer wissen, dass der Islamismus noch nie etwas Gutes gebracht hat.“
Sido appellierte an die internationale Staatengemeinschaft, die demokratischen, säkularen Kräfte in Syrien zu stärken. Nur wenn das gelinge, könnten Minderheiten wie Kurden, Armenier, Assyrer, Christen, Jesiden, Drusen, Ismailiten und Schiiten, aber auch syrischen Frauen, die den Kopftuchzwang ablehnen, geschützt werden.