Marburg (epd). Der Erziehungswissenschaftler Meron Mendel hat zu fairer Kritik an Israel aufgerufen. Es stehe außer Frage, dass die Regierung Netanjahu für ihre militärischen Vorgehensweisen oder für ihre Siedlungspolitik kritisiert werden dürfe, sagte der Direktor der Frankfurter Bildungsstätte Anne Frank am Freitagabend beim Adventsempfang der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck in Marburg.
Antizionismus oder die Darstellung Israels als koloniale Macht sind jedoch Mendel zufolge als antisemitisch zu werten. Er zitierte den Publizisten und Auschwitz-Überlebenden Jean Améry, wonach Antisemitismus im Antizionismus enthalten sei „wie das Gewitter in der Wolke“. Mendel rief dazu auf, „Kritik im Modus der Liebe zu üben - auch gegenüber den Palästinensern“.
Auch die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Beate Hofmann, sagte, selbst in manchen kirchlichen Diskussionen erlebe sie, wie die an manchen Punkten notwendige Kritik an israelischer Politik durchzogen sei von judenfeindlichen Denkmustern. Nach dem terroristischen Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023 fühlten sich jüdische Nachbarinnen und Nachbarn häufig alleingelassen. „Wir als christliche Kirche wollen dazu beitragen, dass die Koffer nicht gepackt werden müssen“, sagte Hofmann.
Auslöser des jüngsten Nahost-Krieges war der Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023. Israel reagierte mit einem massiven Bombardement des Gaza-Streifens und sandte Bodentruppen in das weitgehend abgeriegelte Gebiet.