Bremen (epd). Nach dem gescheiterten Abbruch eines Kirchenasyls in Bremen durch die Polizei haben der leitende Theologe der Bremischen Evangelischen Kirche, Bernd Kuschnerus, und Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) miteinander gesprochen. Beide Seiten seien sich einig, „dass es einen Dialog zwischen Kirche und Innenbehörde geben soll, um zu einem guten Umgang mit dem Kirchenasyl zurückzukehren“, sagte ein Kirchensprecher am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd): „Was das bedeutet, wird im Dialog zu klären sein.“
In der Nacht zum Dienstag hatten Polizeikräfte in der Bremer Neustadt versucht, ein Kirchenasyl im evangelischen Zion-Gemeindezentrum aufzulösen, um einen 25 Jahre alten Somalier abzuschieben. Rund hundert Menschen hatten dies unter Glockengeläut friedlich verhindert. Gemeindepastor Thomas Lieberum sprach mit Blick auf den Polizeieinsatz von einem „Tabubruch“.
Der Bremer Verein für ökumenische Ausländerarbeit „Zuflucht“ hatte zuvor beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) ein Härtefall-Dossier eingereicht, um für den Somalier ein Bleiberecht in Deutschland zu erreichen. Der 25-Jährige sollte nach Finnland abgeschoben werden, das laut dem sogenannten Dublin-Verfahren für sein Asylverfahren zuständig ist. Doch von dort droht ihm laut „Zuflucht“ die Abschiebung nach Russland.
Die in diesem Zusammenhang vorgetragenen Härten habe weder das Bundesamt noch die Bremer Innenbehörde geprüft, kritisierte „Zuflucht“-Vorsitzender Lars Ackermann. „Schutzsuchende sind auch in Ländern wie Spanien, Finnland und Schweden menschenrechtswidriger Behandlung durch den Staat oder Dritten ausgesetzt“, erläuterte Ackermann. Daher gelte hier das Überstellungsverbot.
Die sogenannte Überstellungsfrist des Flüchtlings nach dem Dublin-Verfahren läuft am Samstag um Mitternacht aus. Danach kann der Mann seinen Asylantrag in Deutschland verhandeln. Aus Unterstützerkreisen hieß es, bis dahin seien im Zion-Gemeindezentrum mindestens 50 Unterstützerinnen und Unterstützer vor Ort, um einen erneuten Abschiebeversuch zu verhindern. Laut Bremer Flüchtlingsrat haben sich dafür etwa 1.000 Menschen zusammengeschlossen.