Neben dem weltbekannten Windsbacher Knabenchor soll es bald auch einen Mädchenchor geben. Mädchen von neun bis zwölf Jahren sollen auf dem Campus aufgenommen werden. Der bayerische Kunstminister Markus Blume (CSU) umschrieb dies am Mittwoch mit den Worten "Ausrufezeichen, Revolution, Zukunftsoffensive".
Nach Angaben des künstlerischen Leiters Ludwig Böhme wurde die Stelle einer Mädchenchorleitung ausgeschrieben. "Ein musikalisches Erbe zu bewahren, heißt auch, es weiterzuentwickeln", sagte Böhme. In Windsbach sollten alle singbegeisterten Kinder eine hochwertige musikalische Ausbildung bekommen können. Er sei gespannt, wie sich die Bewerberinnenzahl entwickeln werde. Anfangs rechne man mit 15 Mädchen, könne aber auch mit 20 Choristinnen arbeiten. Mädchen und die neu aufgenommenen Jungen sollen dann in der Chorvorbereitungsklasse gemischt singen. Diese Klasse heißt als eigener "Klangkörper" nun "Junge Stimmen".
Mädchenchöre hätten keine so große Tradition, sagte Böhme. Das ermögliche es, mit neuem Repertoire und neuen Konzepten zu arbeiten. Ihm schwebt auch vor, den Kontakt zu Komponistinnen zu suchen. Minister Blume verspricht sich vom zusätzlichen Chor ein moderneres Repertoire. "Da könnte zusätzlicher, frischer Wind reinkommen", sagte er.
Die Sängerinnen sollen auch in Internat und Tagesheim aufgenommen werden, sagte Internatsleiter Klaus-Ulrich Feiler. Auf dem Campus werde ihnen zunächst ein eigenes Haus zur Verfügung stehen, ein bisher stillgelegtes Stockwerk des Internats werde derzeit saniert. Der Schritt zum Mädchenchor sei möglich geworden, weil sowohl die Kommune Windsbach, der Landkreis Ansbach und der Bezirk Mittelfranken ihre Zuschüsse für den Chor auf je 50.000 Euro pro Jahr erhöht haben, sagte Innenminister Joachim Herrmann (CSU), der Schirmherr des Patronats der Windsbacher ist. Auch der Staatsregierung sei es möglich gewesen, die finanzielle Unterstützung zu verstärken, sagte er. Es sei eine "großartige Zukunftsentscheidung", einen Mädchenchor zu gründen, denn die Windsbacher seien ein Aushängeschild für ganz Bayern.
Kirchenmusik ist besondere Art der Verkündung
Für die evangelische Landeskirche, die Hauptgeldgeber der Windsbacher ist, kündigte Oberkirchenrat Stefan Blumtritt eine Erhöhung des Zuschusses von 1,6 Millionen auf 1,8 Millionen Euro im nächsten Haushalt an. Der zentrale Auftrag der Kirche sei die Verkündigung, sagte Blumtritt. "Die Kirchenmusik ist eine besondere Art der Verkündigung, beim Singen und beim Hören ist der ganze Körper betroffen."
"Die Jungs waren freudig überrascht", sagte Internatsleiter Feiler zur Reaktion der derzeitigen Chorsänger auf die Nachricht, dass bald Mädchen auf ihren Campus ziehen sollen. Sänger Lorenz Gaffron bestätigte dem Evangelischen Pressedienst (epd), "die Chorreaktion ist eher positiv". Sein Kollege Markus Kuttenberger sagte, "es wird interessant". Bereits jetzt können sich in den "Klangfänger"-Gruppen in Windsbach, Ansbach, Nürnberg, Erlangen, Pappenheim und Bad Windsheim Mädchen anmelden. Der Windsbacher Knabenchor wurde 1946 als Einrichtung der bayerischen evangelischen Landeskirche gegründet.