Köln (epd). Der Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe appelliert an die Politik, das Gewalthilfegesetz von Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) zu beschließen. „Wir bräuchten dieses Gesetz dringend“, sagte die Geschäftsführerin des Verbandes, Katja Grieger, am Mittwochmorgen im Deutschlandfunk. Am Vormittag will das Bundeskabinett die Gesetzesvorlage in Berlin auf den Weg bringen. Allerdings gilt eine Verabschiedung im Bundestag nach dem Ende der Ampel-Koalition als unwahrscheinlich.
Grieger erklärte, keine Beratungsstelle sei „bisher gesetzlich abgesichert. Die könnten alle je nach politischer Mehrheit und Haushaltslage morgen wieder weg sein.“ In Frauenhäusern gebe es „viel zu wenige Schutzplätze“. In den Beratungsstellen müssten von Gewalt betroffene Frauen oft wochenlang auf Termine warten, nötig seien dreimal so viele Beratungskapazitäten wie aktuell vorhanden.
Grieger schätzt, dass lediglich jede zehnte Gewalttat gegen Frauen bei der Polizei angezeigt werde. Schon dieses Hellfeld sei „unfassbar viel“, müsse aber verzehnfacht werden, um das Dunkelfeld mitzuerfassen.
Dem Bundeskriminalamt zufolge nimmt die Gewalt gegen Frauen zu. Im vergangenen Jahr wurden 360 Frauen Opfer eines Femizids. Familienministerin Paus zufolge gibt es bundesweit rund 350 Frauenhäuser und 100 Schutzwohnungen. Dort suchten im vergangenen rund 14.200 Frauen mit 16.000 Kindern Zuflucht.
Grieger berichtete von Schilderungen Betroffener, wonach Männer bereits bei ersten Dates übergriffig würden aus der Haltung heraus „Du hast Dich doch mit mir verabredet, ich habe jetzt ein Zugriffsrecht auf Dich“. Gewalt in Paarbeziehungen beginnt nach Darstellung der Fachfrau, wenn der Mann versucht, das Leben seiner Partnerin zu kontrollieren.