Entwürfe mit Lounge und Erinnerungsecke

Blick auf die ausgebrannte Stadtkirche in Großröhrsdorf.
epd-bild/Daniel Schäfer
Die ausgebrannte Stadtkirche in Großröhrsdorf soll ihre markante Silhouette behalten.
Moderne Kirche in alter Hülle
Entwürfe mit Lounge und Erinnerungsecke
Im Sommer 2023 ist die Großröhrsdorfer Stadtkirche komplett ausgebrannt. Der Schock sitzt bei vielen noch immer tief. Dennoch hat die Gemeinde Zukunftspläne.

Hell, kinderfreundlich, modern und flexibel soll die neue Stadtkirche im sächsischen Großröhrsdorf werden. Gewünscht werden zudem eine gute Akustik und bequeme Bestuhlung. Das ergab unter anderem eine Umfrage der evangelisch-lutherischen Ortsgemeinde, an der sich fast 700 Menschen beteiligten.

Am Montagabend stellte der Kirchenvorstand die Ergebnisse sowie ein Anforderungsprofil für den neuen Kirchenbau in Großröhrsdorf vor. Im August 2023 war die barocke Stadtkirche im Landkreis Bautzen nach Brandstiftung nahezu komplett zerstört worden. Die Ruine wurde gesichert. Die äußere Hülle könnte demnach in einen Kirchenneubau mit einbezogen werden. Laut Umfrage sollen die Silhouette und der Turm der Kirche inklusive Glocken und Turmuhr wieder aufgebaut werden. Sie seien für die Stadt identitätsstiftend, hieß es.
Kirchenvorstandsmitglied Josias Kaiser erläuterte bei der Gemeindeveranstaltung das Anforderungsprofil.

Demnach soll der Innenraum schlicht und modern gestaltet werden. Für Gottesdienste und Veranstaltungen sollen bis zu 300 Sitzplätze bereitstehen. Außerdem sei eine Möglichkeit zur Verkleinerung des Kirchenraums für 30 bis 80 Menschen angedacht. Zentrum der neuen Kirche seien Kreuz und Altar, ein Lesepult und ein Ort für Taufen. Auch eine Orgel soll es geben. Geplant seien darüber hinaus eigene Räume für die Arbeit mit Kindern, für Familien zum Aufenthalt, ein Technikraum sowie ein Band- und ein Chorbereich. Auch eine Lounge sei vorgesehen und ein Ort für Erinnerungstücke aus der abgebrannten Kirche.

"Wir wollen an die Geschichte der Vorfahren anknüpfen und sie fortschreiben", sagte Kaiser. Entstehen soll eine Gemeinschaftskirche für alle Generationen. Der Kirchenraum soll aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit sehr viel kleiner sein als im barocken Vorgängerbau. Das vom Perspektivteam der Kirchengemeinde erarbeitete Profil soll "die grobe Richtung vorgeben", sagte Kaiser. Es diene als Grundlage für einen Architektenwettbewerb, der in den nächsten Monaten auf den Weg gebracht werden soll. Das Außengelände ist demnach als eine "grüne Oase" geplant. Das schaffe Gelegenheiten für Begegnungen und Gespräche sowie für Open-Air-Gottesdienste, hieß es.

Rund 35 Millionen Euro Versicherungswert

Bereits wenige Tage nach dem Brand im August 2023 hatte die Ortsgemeinde beschlossen, eine neue Kirche zu errichten. Das Geld soll aus der Versicherungssumme fließen, die noch zu verhandeln sei, sagte der Vorsitzende des Kirchenvorstandes, Jens Großmann. Im Prozess gegen den Kirchenbrandstifter hatte ein Gutachter den Versicherungswert auf rund 35 Millionen Euro geschätzt. Der Brandstifter war zu einer neunjährigen Freiheitsstrafe rechtskräftig verurteilt worden.

Für die neue Kirche wurden bereits mehr als 520.000 Euro gespendet. Die Gemeinde plant, einen Teil der erwarteten Versicherungssumme für nachfolgende Generationen in einer Stiftung anzulegen. Die Kosten für den Kirchenneubau können laut Großmann noch nicht beziffert werden. Auch der Zeitpunkt des Baubeginns sei noch offen, hieß es.