Berlin (epd). Der Deutsche Spendenrat erwartet für dieses Jahr eine leichte Steigerung der Spendeneinnahmen um etwas mehr als zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bei Fortsetzung des Trends der ersten neun Monate würden bis zum Jahresende Spenden von insgesamt 5,091 Milliarden Euro erwartet, teilte der Spendenrat am Montag in Berlin mit. Der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Spendenrates, Ulrich Pohl, erklärte, trotz wirtschaftlicher Herausforderungen zeigten die Deutschen eine beeindruckende Solidarität und ein hohes Maß an Gemeinsinn.
So hätten Privatpersonen bereits in den ersten neun Monaten des Jahres insgesamt 3,2 Milliarden Euro gespendet. Dies deute auf eine leichte, aber spürbare Erholung des Spendenmarktes hin. Pohl ist auch Vorsitzender des Vorstands und Anstaltsleiter der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel.
Die durchschnittliche Spende liegt derzeit demnach bei 38 Euro. Dies sei ein Euro mehr als im Vergleichszeitraum 2023. Im Durchschnitt spendeten die Menschen in Deutschland mehr als sechsmal pro Jahr. Dies sei ein neuer Höchstwert, der den stetigen Spendenwillen der Bevölkerung betone.
Bemerkenswert sei dabei die Zunahme der Spendeneinnahmen durch jüngere Altersgruppen. So verzeichnete die Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen einen Zuwachs von 24 Prozent bei den Spenden. Die Generation 60plus stellt weiterhin mit fast zwei Dritteln (59 Prozent) des gesamten Spendenvolumens die größte Gebergruppe. Dabei stiegen die Spenden in der Gruppe 70plus um drei Prozent, während sie in der Altersgruppe 60 bis 69 Jahren um elf Prozent zurückgingen.
Martin Wulff, Geschäftsführer des Deutschen Spendenrates, erklärte: „Der wachsende Beitrag jüngerer Generationen zum Spendenmarkt ist ein äußerst positives Zeichen und unterstreicht den Wertewandel hin zu mehr sozialem Engagement.“ Allerdings sei die Zahl der Spender insgesamt um 800.000 Personen im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Der Rückgang betreffe alle Altersgruppen. Derzeit würden 20 Prozent der Bevölkerung wenigstens einmal im Jahr spenden. Hier sei es nötig, „die Spenderbindung zu stärken und neue Zielgruppen zu gewinnen“.
Besonders in der humanitären Hilfe seien die Herausforderungen groß, hieß es weiter. Die Spenden für humanitäre Zwecke stünden mit minus 43 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahreszeitraum unter Druck, machten aber mit 2,387 Milliarden Euro immer noch einen wesentlichen Bestandteil des Spendenmarktes aus. Im Gegensatz dazu verzeichneten nicht-humanitäre Zwecke, wie beispielsweise Projekte im Bereich Bildung, Kultur und Umwelt, einen Anstieg der Spendeneinnahmen von rund 100 Millionen Euro auf 830 Millionen Euro. Auch für „Kirche/Religion“ wurden nach Jahren des Rückgangs in diesem Jahr wieder steigende Spenden festgestellt.
Die „Bilanz des Helfens - Trends und Prognosen“ wird im Auftrag des Spendenrates von YouGov erstellt. Sie beruht auf einer repräsentativen, monatlichen Erhebung unter 10.000 privaten Verbrauchern in Deutschland. Nicht enthalten sind Erbschaften, Unternehmensspenden, Spenden an politische Parteien sowie Großspenden von mehr als 2.500 Euro. Der Deutsche Spendenrat ist ein Dachverband von 74 spendensammelnden Organisationen.